Gerhard de Haan / Dorothee Harenberg (FU-Berlin)
"Förderprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung"
(Expertise)
verfaßt für die Projektgruppe "Innovation im Bildungswesen"
der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung
im Auftrage des Bundesministeriums
für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie
für die Internetpublikation überarbeitete Kurzfassung
Inhalt
* Was erwartet den Leser? * 1 Globale Entwicklungen als Ausgangspunkt der Expertise *Das Wissenschafts- und Technik
delphi des BMB+F *Das Wissens- und Bildungs
delphi des BMB+F * 1.7 Konsequenzen aus der Sozialforschung für die Bildung für nachhaltige Entwicklung *Bildungspolitische
Empfehlungen der Innovationsstudie * 2.2 Der BLK-Orientierungsrahmen "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" (1998) *Länderübergreifende
Koordinierungsstelle * Arbeitsgruppe Evaluation * Lenkungsausschuß * Beirat *
Was erwartet den Leser?
Diese Expertise, welche im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (im folgenden: BMB+F) erstellt wurde, dient der Vorbereitung eines Förderprogramms "Bildung für nachhaltige Entwicklung". Offeriert werden soll ein umfassendes Bildungskonzept, welches allgemeine, gesellschaftliche, fachwissenschaftliche, politische und pädagogische Elemente des Nachhaltigkeitsdiskurses enthält. Dieses soll zu einer den spezifischen Voraussetzungen in Ländern, Gemeinden und Schulen Rechnung tragenden Konzeption für ein Förderprogramm "Bildung für nachhaltige Entwicklung" führen. Ziel des Förderprogramms ist es, das innovative Aufgabenfeld Bildung für nachhaltige Entwicklung im Bildungsbereich "Schule" zu implementieren und zu disseminieren.
1 Globale Entwicklungen als Ausgangspunkt der Expertise
1.1 Von der Agenda 21 zur Bildung für nachhaltige Entwicklung
Bildung für nachhaltige Entwicklung (engl.: Education for/on Sustainable Development) hat ihr Fundament in der Agenda 21.
Mit Agenda 21 wird das offizielle Abschlußdokument der 1992 in Rio de Janeiro stattgefundenen UNESCO-Konferenz zum Thema "Umwelt und Entwicklung" bezeichnet. Das Dokument ist erstens ein entwicklungspolitisches Dokument, welches um die Frage kreist, wie es zu einem gerechten Ausgleich zwischen dem wohlhabenden hoch industrialisierten Norden der Welt und den Entwicklungsländern kommen kann. Zweitens ist die Agenda 21 ein umweltpolitisches Dokument, welches die Diskussion um die Endlichkeit der Ressourcen, die Naturzerstörung sowie das Bevölkerungswachstum zum Thema hat.
Das Kapitel 36 der Agenda 21 macht unmißverständlich klar, daß das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung als neue Basis einer zukunftsfähigen Bildung zu betrachten ist, die weit mehr darstellt als eine erweiternde Fortschreibung der Umweltbildung.
Nachhaltige Entwicklung stellt ein gesellschaftliches Leitbild für die Zukunft dar, welches die Verbesserung der ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen der Menschen mit der Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen in Einklang bringt. Ausgangspunkt ist der soziale Leitgedanke, daß die Tragfähigkeit der Ökosphäre wie auch die Ressourcenvorräte der Erde eine künftige Ausdehnung der industriegesellschaftlichen Lebens- und Wirtschaftsweise auf alle Teile der Erde verbieten. Grundlage sind neue Wohlstandsmodelle, neue Produktions- und Konsummuster bis hin zu anderen Formen des Zusammenlebens. Zur Verwirklichung ist die Partizipation aller Bürger unverzichtbar.
1.2 Konzepte der nachhaltigen Entwicklung
Als Strategien des Wirtschaftens, des Konsums und der Mobilität, des Umgangs mit Ressourcen sowie des Ausgleichs zwischen den reichen und armen Ländern dieser Welt werden immer wieder vier Konzepte offeriert, die aus dem Geist der Ökologie entstammen:
Als fünftes Konzept kommt, von der Seite der Entwicklungsthematik gesehen, hinzu:
1.3 Bildungspolitische Äußerungen zur nachhaltigen Entwicklung seit der Verabschiedung der Agenda 21 in 1992
Zentrale politikberatende Kommissionen und Einrichtungen haben seit 1992 die Bedeutung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung herausgestellt. Damit leiten sie eine Phase bildungspolitischer Aktivitäten ein, die programmatischer Art ist und Innovationen in den pädagogischen Handlungsfeldern einklagt. Im folgenden wird ein ausschnittartiger Überblick über die wichtigsten Gremien, die die Bedeutung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung herausstellen, gegeben:
1.4 Nachhaltige Entwicklung impliziert einen Bildungsauftrag
Bei der Bildung für nachhaltige Entwicklung handelt es sich um ein pädagogisches Handlungskonzept, das in Folge der Rio-Konferenz von 1992 und der dort verabschiedeten Agenda 21 politisch wie pädagogisch als eine der bedeutenden künftigen Aufgaben für das Bildungswesen definiert wird. Bildung für nachhaltige Entwicklung kann als ein Modernisierungsszenario bezeichnet werden, in dem die drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales, als Leitbilder der nachhaltigen Entwicklung, vernetzt gedacht werden. Grundlage ist ein mentaler sowie kultureller Wandel in der Gesellschaft, um im Sinne der nachhaltigen Entwicklung tätig sein zu können.
Im Nachhaltigkeitskonzept werden die Bedrohungen der Umwelt, wie bereits in der Umweltbildung, durchaus wahrgenommen. Im Vordergrund der Betrachtung steht jedoch der Zukunfts- und Gestaltungsgedanke, nach dem Motto: Die beste Investition in den Umweltschutz ist jene, die gar nicht erst erforderlich wird.
Das Denken im Sinne der Konzepte der nachhaltigen Entwicklung, also von Effizienz, Konsistenz und Permanenz, das Streben nach intelligenten, d.h. hier ressourcenschonenden und dauerhaften Problemlösungen sind ebenso wie die Suffizienzstrategie durch entsprechende Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zu fördern. Folgende Kompetenzen skizzieren den erweiterten Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung:
1.5 Nachhaltige Entwicklung als Motor aktueller Bildungs- und Schulreformkonzepte
Nachhaltige Entwicklung hat besonders dort Chancen auf Verbreitung, wo sie entsprechend der Leistungsfähigkeit von Institutionen und Personen allgemeine Lösungen verspricht für aktuell auftretende Probleme. Bezogen auf die Schule heißt das beispielsweise, daß nachhaltige Entwicklung Elemente dessen aufweisen muß, was bei den Beteiligten mit innovativer Schulentwicklung verbunden wird.
Als aktuelle pädagogische Basistheoreme und Reformkonzepte können gelten:
1.6 Bildung für nachhaltige Entwicklung im Kontext der Delphis
zur Wissensgesellschaft
Mit Bildung für nachhaltige Entwicklung lassen sich außerordentliche Synergieeffekte erzeugen, wenn die für die nachhaltige Entwicklung entscheidenden Thematiken zugleich solche sind, denen eine erste Priorität in der Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technik in Deutschland zukommt.
In diesem Zusammenhang beziehen wir uns auf die beiden großen Delphi-Studien "Studie zur globalen Entwicklung von Wissenschaft und Technik" sowie "Potentiale und Dimensionen der Wissensgesellschaft – Auswirkungen auf Bildungsprozesse und Bildungsstrukturen", die vom BMB+F in Auftrag gegeben wurden.
Insgesamt gesehen bieten das Wissenschafts- und Technikdelphi wie auch das Wissens- und Bildungsdelphi mehr als eine erweiterte Legitimation der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Unabhängig von einer Fokussierung auf die Agenda 21, auf nachhaltige Entwicklung oder Ökologie durchgeführt, kommen die Delphis zum Resultat, daß insgesamt gesehen das entscheidende Aufgabenfeld schulischer Bildung in Zukunft in den Lehr- und Lernfeldern zu suchen ist, die in diesem Gutachten unter dem Begriff "Bildung für nachhaltige Entwicklung" gebündelt werden.
Das Wissenschafts- und Technikdelphi des BMB+F
Das Wissenschafts- und Technikdelphi fragte in einem komplexen Verfahren mehr als 2000 Experten nach den Zukunftsrichtungen von Wissenschaft und Technik.
Schaut man sich die Gesamtliste der Innovationsfelder an, von denen nach Expertenmeinung gesagt werden kann, sie seien für Gesellschaft und Wirtschaft in Zukunft besonders bedeutungsvoll, dann können folgende Innovationsfelder überdurchschnittlich viel zur Lösung ökologischer Probleme beitragen:
Die Innovationsfelder sind eingebettet in große globale Entwicklungen von denen vier einen direkten und engen Bezug zur Agenda 21 aufweisen:
Für den Bildungsbereich von besonderer Bedeutung sind solche Themen, bei denen in mittel- und langfristiger Zukunft mit starken Veränderungen gerechnet wird. Nach Expertenmeinung zählen hierzu die Entwicklung einer optimierten Land- und Forstwirtschaft, von Wohnkonzepten, die kinder- und seniorenfreundlich ausfallen, neue Entwicklungen in der berufsbedingten Mobilität. Eine Entlastung beim Gebrauch fossiler Energiequellen wird erst sehr langfristig erwartet, ebenso wie entscheidende Durchbrüche in der Ökosystemforschung (z.B. Eindämmung der Wüsten, Neuzüchtungen bei Nutzpflanzen, Reduktion des Wasserverbrauchs von Kulturpflanzen). In diesen Fällen kann man erwarten, daß z.B. dann die heute 15jährigen in entscheidende Forschungs- und Entwicklungspositionen eingerückt sind und/oder mit den Resultaten des antizipierten Wandels im Alltag und in Arbeitsprozessen konfrontiert sein werden.
Das Wissens- und Bildungsdelphi des BMB+F
Im Wissens- und Bildungsdelphi wurde erhoben, wie sich das Wissen entfaltet, in welchen Wissensgebieten Interdisziplinarität von großem Gewicht sein wird und welche Inhalte in 25 Jahren zum Wissen eines gebildeten Menschen gehören sollte.
Es lassen sich sechs besonders dynamische Wissensgebiete ausmachen, die durch erhebliche Wissenszuwächse für die Weiterentwicklung der Gesellschaft entscheidend sind:
Zudem wird in dem Wissensdelphi eine Verschiebung im instrumentellen Charakter des Wissens konstatiert: Wissen dient hauptsächlich der Problemlösung. Da Einzeldisziplinen jedoch kaum in der Lage sind, adäquates Wissen zur Verfügung zu stellen, gehört der Interdisziplinarität die Zukunft. Hier wird vor allem der Komplex "Umwelt" genannt, der am ehesten Querschnittsthemen verhandelt, die einen hohen Bedarf an vernetztem Wissen ausweisen.
Das Wissensdelphi macht Bildung für nachhaltige Entwicklung zur Leitdisziplin für den Wandel in der Gesellschaft und damit zum prädestinierten Aufgabenfeld für die Schule der Zukunft. Diesbezüglich wird mehr und mehr darauf gedrängt, auf veränderte mentale Strukturen, Einstellungen und Wertehaltungen zu setzen, da gesetzgeberische und wissenschaftlich-technische Innovationen ansonsten ins Leere laufen würden.
Hinsichtlich der Frage, welche Kompetenzen im Jahr 2020 vorrangig zu vermitteln seien, wird für die schulische Bildung die spezifische Fachkompetenz weit nach hinten gerückt (Platz 6 von 7 Rangplätzen). Erste Priorität genießen lerntechnische und lernmethodische Kompetenzen vor psychosozialen (Human-)Kompetenzen.
Auch dieses kommt der Bildung für nachhaltige Entwicklung sehr entgegen. Denn hier werden Lernarrangements und –methoden favorisiert, die auf Interdisziplinarität abzielen, projektbezogen sind, sich durch selbstgesteuertes und eigeninitiatives Lernen in Teams auszeichnen und die personalen Kompetenzen in den Vordergrund stellen. Die Betonung liegt dabei auf orientierendem Basiswissen und auf Methoden, die es erlauben, Anpassungs- und Gestaltungsleistungen in Zukunft zu vollziehen, weiter zu lernen und einen Transfer auf neue Situationen zu leisten.
1.7 Konsequenzen aus der Sozialforschung für die Bildung für nachhaltige Entwicklung
Aus den Ergebnissen der Sozialforschung (insbesondere: DIALOGE 4 des STERN, IBM-Jugendstudie, Shell-Jugendstudie) lassen sich Signale und Konsequenzen ablesen, die für die Bildung für nachhaltige Entwicklung dann außerordentlich interessant sind, wenn man der bildungstheoretischen Prämisse von der "Anschlußfähigkeit" nachgeht. Wenn von der Anschlußfähigkeit für das nachfolgende Lernen als Kern moderner Bildung die Rede ist, so liegt es nahe, auf Methoden und Kompetenzen, hier der Partizipation, der gemeinsamen und interdisziplinären Problemlösung, des Gestalten-Könnens abzustellen.
2 Evaluationen zur Umweltbildung
2.1 Umweltbildung als Innovation (1994)
Zwecks Bilanzierung des Standes, der Erfolge, Defizite und Perspektiven der Umweltbildung nach zehn Jahren Förderpraxis hat das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft im September 1994 sechs Sachverständigen (de Haan/Jung/Kutt/Michelsen/Nitschke/Seybold) den Auftrag erteilt, die bisherige Förderungspolitik des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft zur Umweltbildung zu evaluieren. Da die wichtigsten Ergebnisse dieser Evaluation zu den zentralen Orientierungsgrößen des neuen Förderprogramms gerechnet werden müssen, seien einige zusammenfassende Passagen aus dieser Studie "Umweltbildung als Innovation" (im folgenden: Innovationsstudie) zitiert.
Die Innovationsstudie resümiert, daß durch die Umweltbildung
Defizite der Umweltbildung laut Innovationsstudie
Die Autoren der Innovationsstudie machen insgesamt neun Hemmfaktoren aus, deren Beseitigung zu den zentralen Aufgaben eines Förderprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung gerechnet werden sollte:
Bildungspolitische Empfehlungen der Innovationsstudie
Mit der Agenda 21 wird eine inhaltliche Ausweitung der Umweltbildung notwendig: zu den naturwissenschaftlichen Themen werden zunehmend kultur-, sozial-, politik- und wirtschaftswissenschaftliche Disziplinen zur Entwicklung von Lösungswegen genutzt werden müssen. Hierzu sind Vorhaben zu fördern, die Rückbezüge auf die Forschungslage zum Umweltbewußtsein wie zum nachhaltigen Leben und Wirtschaften aufweisen. Dies erfordert laut Innovationsstudie ein neues Gesamtkonzept, welches folgende Themenfelder berücksichtigen sollte:
2.2 Der BLK-Orientierungsrahmen "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" (1998)
Der Orientierungsrahmen "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" der BLK (1998) bietet im Kern Leitvorstellungen, Grundsätze und didaktische Prinzipien der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.
Diese insistieren zum einen auf die Bedeutung von Problemlösungskompetenzen und die Fähigkeit zu interdisziplinären, multiperspektivischen Sichtweisen als wegweisende Qualifikationen für die Zukunft der Wissensgesellschaft, während von der Agenda 21 her der Partizipationsgedanke und das Ethos der Retinität und Gerechtigkeit in den Vordergrund gerückt wird.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (nach BLK-Orientierungsrahmen) |
|
Didaktische Prinzipien |
Schlüsselqualifikationen |
System- und Problemlöseorientierung: |
Intelligentes, problembezogenes Wissen, Systemisches (vernetztes) Denken, Antizipatorisches (zukunftsgerichtetes) Denken, Phantasie und Kreativität, Forschungskompetenz, Methodenkompetenz |
Verständigungs- und werteorientiertes Lernen: |
Dialogfähigkeit, Selbstreflexionsfähigkeit, Werteorientierung, Konfliktlösefähigkeit (Mediationskompetenz) |
Kooperationsorientierung: |
Teamfähigkeit, Gemeinsinnorientierung, Lernen in Netzwerken |
Situations-, Handlungs- und Partizipations-orientierung: |
Entscheidungsfähigkeit, Handlungskompetenzen, Partizipationsfähigkeit |
Selbstorganisation: |
Selbstorganisation von Lernprozessen, Evaluationskompetenz, Lebenslanges Lernen |
Ganzheitlichkeit: |
Vielfältige Wahrnehmungs- und Erfahrungs-fähigkeit, Konstruktiver Umgang mit Vielfalt, Globale Perspektiven |
3 Das Grundkonzept des Bildungsziels "Gestaltungskompetenz für nachhaltige Entwicklung"
In Anlehnung an die beiden Studien "Umweltbildung als Innovation" und "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" lassen sich eine generelle Zielsetzung sowie Unterrichts- und Organisationsprinzipien gewinnen, die eindeutige und klare Richtlinien für das Förderprogramm ergeben:
Lernziel:
Gestaltungskompetenz für nachhaltige Entwicklung
Unterrichts- und Organisationsprinzipien:
Interdisziplinäres Wissen (Modul 1) Partizipatives Lernen (Modul 2)
Innovative Strukturen (Modul 3)
Ziel des Förderprogramms:
Integration der Bildung für nachhaltige Entwicklung in die schulische Regelpraxis
3.1 Lernziel: Gestaltungskompetenz für nachhaltige Entwicklung
Mit Gestaltungskompetenz wird das nach vorne weisende Vermögen bezeichnet, in aktiver Teilhabe die Zukunft von Sozietäten im Sinne nachhaltiger Entwicklung modifizieren und modellieren zu können. Der Terminus impliziert, daß es sich bei der nachhaltigen Entwicklung um ein Modernisierungskonzept handelt, welches auf Veränderungen abstellt, ohne daß dies immer nur eine Reaktion auf vorher schon erzeugte Problemlagen wäre.
Vor diesem Hintergrund umfaßt Gestaltungskompetenz antizipatorisches Denken sowie komplexes, interdisziplinäres Wissen. Letzteres ist gekoppelt mit Phantasie und Kreativität, um zu Problemlösungen zu gelangen, die nicht nur auf eingefahrenen und bekannten Bahnen basieren. Es geht also nicht, wie in der Umweltbildung noch häufig der Fall, um die unmittelbare Erziehung zu einem veränderten Umweltverhalten.
3.2 Unterrichts- und Organisationsprinzip/Modul 1:
Interdisziplinäres Wissen
Interdisziplinäres Wissen kulminiert in systemischem oder auch "vernetztem Denken", das es erlaubt, vielfältige Wahrnehmungs- und Erfahrungsfähigkeiten so miteinander zu verbinden, daß handlungsorientierende und anleitende Schlußfolgerungen möglich sind. In engem Zusammenhang mit diesen Fähigkeiten steht die Problemlösungskompetenz. Sie hat einen Bezug zur Seite des Alltags der Gesellschaft mit den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales, und sie hat einen Bezug zum Individuum, indem sie nicht nur seine gegenwärtigen anwendbaren Fähigkeiten und Fertigkeiten erfaßt, sondern auch sein Vermögen beschreibt, sich unter veränderten Bedingungen neuen Problemlagen zu stellen. Erst die Verbindung beider Prinzipien sorgt dafür, daß es sich bei dem angeeigneten Wissen nicht um ein totes sondern um ein anschlußfähiges Wissen handelt.
Wenn man das Unterrichts- und Organisationsprinzip "interdisziplinäres Wissen" eng auf jene Thematiken hinführt, die sich als Schwerpunkte nachhaltiger Entwicklungen herauskristallisiert haben, dann sehen wir fünf Aspekte, die den Fokus des Moduls bilden könnten.
Aspekt 1: Syndrome des globalen Wandels
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung "Globale Umweltveränderungen" (WBGU) hat interdisziplinäre Ansätze eingeklagt, in denen die Anthropo- und die Natursphäre, Kultur, menschliches Handeln und Naturveränderung stärker miteinander verknüpft werden. Dieses sogenannte Syndromkonzept umfaßt Umwelt- und Entwicklungsproblematiken, die ihre distinkten Orte und Ereignisse haben, aber weltweit unter ähnlichen Bedingungen häufiger anzutreffen sind. Will man diese Überlegungen für ein Bildungskonzept nutzbar machen, bedarf es zunächst einer Perspektivverschränkung in Hinblick auf die drei Sustainability-Aspekte Ökologie, Ökonomie und Soziales.
Hauptsyndrome des globalen Wandels
Syndrombezeichnung Kurzcharakterisierung
Syndromgruppe "Nutzung"
Sahel Überbeanspruchung einer marginalen reproduktionsnotwen-
digen Ressourcenbasis
Raubbau Konversion/Übernutzung von Wäldern und anderen Öko-
systemen
Landflucht Umweltdegradation durch Preisgabe traditioneller Landnutzungs-
formen
Massentourismus Erschließung und Schädigung von Naturräumen für Erholungs-
und Erlebniszwecke
Syndromgruppe "Entwicklung"
Aralsee Umweltschädigung durch zielgerichtete Naturraumgestaltung im
Rahmen von Großprojekten
Kleine Tiger Vernachlässigung ökologischer Standards im Zuge hochdyna-
mischen Wirtschaftswachstums
Suburbia Landschaftsschädigung durch geplante Expansion von Stadt- und
Infrastrukturen
Syndromgruppe "Senken"
Müllkippe Umweltverbrauch durch geregelte und ungeregelte Deponierung
zivilisatorischer Abfälle
Hoher Schornstein Umweltbelastung durch weiträumige diffuse Verteilung von meist
langlebigen Wirkstoffen
Altlasten Lokale Kontamination von Umweltschutzgütern an vorwiegend
industriellen Produktionsstandorten
Das Arbeiten mit dem Syndrom-Ansatz zeigt etliche Vorteile:
Zudem sprechen für die Nutzung des Konzepts der Syndrome bei der Generierung von Bildungsthemen einige Gründe:
Bisher dominieren bei der Beschreibung und Analyse der Symptome des globalen Wandels besonders in den Sekundarstufen naturwissenschaftliche Inhalte und Sichtweisen, während gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Ursachen und Lösungsmöglichkeiten weniger Beachtung finden. Zudem ist der für die Betrachtung des globalen Wandels notwendige Umgang mit Unsicherheiten, mit unvollständigen und vorläufigen Wissensbeständen sowie mit divergierenden Experteneinschätzungen bei gleichzeitig zunehmender Handlungsrelevanz des Wissens eine für die Schule relativ neue Aufgabe.
Bei der Erprobung des Syndromansatzes im schulischen Kontext sollten Fragen thematisiert werden, wie beispielsweise:
Die Erprobung des Syndromansatzes in der Schule bietet sich in zweierlei Hinsicht für wissenschaftliche Innovationsforschung an. Zum einen kann die Resonanz auf den Syndromansatz sowie die Ausdifferenzierung im Zuge der Praxiserprobung evaluiert werden. Die Kooperation Schule/Forschung stellt ein zweites Feld dar, in dem nach Methoden und Medien, deren Akzeptanz und Effizienz gefragt werden sollte.
Aspekt 2: Nachhaltiges Deutschland
Laut wissenschaftlicher Analysen zur Umweltnutzung und zum Ressourcenverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland gibt es folgende Bereiche der Produktion, des Konsums, der Mobilität und Lebensführung, in denen man große ressourcenschonende Effekte erzielen kann
Energie (Heizen); Verkehr (Freizeitbereich und der Gütertransport); Landwirtschaft und Ernährung (Fleischproduktion, industrielle Lebensmittelverarbeitung); Wohnen (Raumnutzung, Baustoffe).
Es wird vorgeschlagen, für die genannten Felder Unterrichtsthemen und Methoden zu erarbeiten und schwerpunktmäßig zu ermitteln,
Der hier skizzierte Bereich ist traditionell Gegenstand der didaktischen Entwicklungsforschung. So wird man die Resonanz, die Art der Bearbeitung und die inhaltliche und methodische Ausdifferenzierung neuer Themengruppen ebenso evaluieren müssen, wie die Entwicklung entsprechender Organisationsformen.
Aspekt 3: Umwelt und Entwicklung
Der Fokus "Umwelt und Entwicklung" dient der stärkeren Beachtung positiver Gestaltungsmöglichkeiten in den Beziehungen zu den Entwicklungsländern. Wir sehen dabei etliche große Themenfelder, die sich unter der Perspektive "Eine Welt" betrachten lassen:
Der Evaluationsbedarf erstreckt sich vor allem auf folgende Fragestellung: Mit welchen Themen, Methoden, Medien und Organisationsformen lassen sich Engagement und Interesse an Entwicklungsfragen stärken, wenn die Thematik in der Hauptsache medial vermittelt wird und zudem Menschen und Situationen betrifft, die nur mittelbar auf das Individuum zurückwirken?
Aspekt 4: Bedürfnisse nach Mobilität – im Kontext nachhaltiger Entwicklung
Unstrittig ist das Handlungsfeld "Mobilität" einer der Bereiche, in denen im Zuge einer nachhaltigen Entwicklung erhebliche Veränderungen notwendig und Einsparpotentiale zu erwarten sind. Entgegen der traditionellen Verkehrserziehung soll es nach unserem Verständnis Aufgabe der sogenannten Mobilitätserziehung sein, ein kritisches Verständnis der Verkehrsabläufe zu entwickeln und gestaltend an der Verbesserung des Verkehrssystems mitzuwirken. Eine inhaltliche Akzentverschiebung wäre dadurch zu erreichen, daß Erkenntnisse aus der Umweltbewußtseins- und Verhaltensforschung berücksichtigt werden. Konkret bedeutet dies, daß die sozialen Dimensionen des Verkehrs verdeutlicht werden sollten. Das betrifft den Zugang zu bestimmten Verkehrsmitteln sowie Aspekte wie das "Wohlfühlen" bei der Verkehrsmittelwahl. Weiterhin ist die Thematisierung der Freizeitmobilität ein ausgezeichnetes Medium für die Konfrontation mit innovativen Ideen auf der Schnittstelle zwischen den beiden Aufgabenfeldern Umwelt- und Verkehrserziehung.
Für die wissenschaftliche Begleitforschung bietet sich die Evaluation der Ausdifferenzierung und Resonanz neuer Themen und Methoden auf der Schnittstelle zwischen nachhaltiger Entwicklung und Mobilität an.
Aspekt 5: Gesundheit – ein zentrales Thema der ökologischen Seite der
Nachhaltigkeit
Bei der Verknüpfung der beiden Wissensbereiche Umwelt und Gesundheit sehen wir folgende Schwerpunkte:
Eine Evaluation des Aspektes nachhaltige Entwicklung und Gesundheit könnte sich auf die Frage konzentrieren, ob erstens das Wohlbefinden von Schülern und Lehrkräften durch die Aktivitäten im Feld Umwelt und Gesundheit gesteigert wird, wie zweitens Konflikte zwischen persönlichen Bedürfnissen und (ebenfalls persönlichen) moralischen Vorstellungen bearbeitet werden, drittens wie der reflexive Prozeß der Auseinandersetzung mit Risikowahrnehmungen bei Schülern verläuft.
3.3 Unterrichts- und Organisationsprinzip/Modul 2: Partizipatives Lernen
Partizipation ist ein zentrales Leitbild des Agenda-Prozesses. Ohne Teilhabe an Entscheidungsprozessen, ohne Interesse an globaler Gerechtigkeit ist nachhaltige Entwicklung nicht zu realisieren.
Das hier zu entfaltende Instrumentarium soll dazu beitragen, die Individuen zu einer Teilhabe an nachhaltiger Entwicklung zu befähigen, d.h. Kompetenzen in Bereichen wie Vernetzung, Planung, Kommunikation, Kooperation, Reflexion, Risikowahrnehmung und -bewertung zu fördern durch Interdisziplinarität, projektbezogenem Lernen und eigeninitiative Lernformen. Dieses erfordert insbesondere Veränderungen in Planung und Organisationsstrukturen von Unterricht sowie ein verändertes Verständnis von Lehren und Lernen.
Partizipation ist jedoch nicht nur methodisch zu verstehen. Wenn man sich auf die Gerechtigkeitsthematik in der Agenda 21 konzentriert, richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Fähigkeit zur Gemeinschaftlichkeit im Nahbereich sowie das Verstehen und die Verständigung von fremden Kulturen.
Die vier Aspekte, die den Kern dieses Moduls bilden können, beziehen sich allesamt auf eine Verbindung der Schule mit ihrem Umfeld. Somit wird eine Konzentration geleistet auf jenes Feld, in dem Teilhabe und die Erprobung neuer methodischer Zugänge zur Partizipation zusammenkommen.
Aspekt 1: Die Zukunft der Städte: die "nachhaltige Stadt" gemeinsam gestalten
Die Hälfte der Menschheit wird Anfang des neuen Jahrtausends in Städten leben. so da§ die Stadt als Lebensraum der Zukunft anzusehen ist: Sie gilt als Ort, in dem Kultur, Bildung und Arbeitsplätze verfügbar sind und als Zentrum von Innovation, Wissenschaft und Begegnung.
"Nachhaltige Stadt" als Bildungsthema hat zum Ziel, die Schüler zu befähigen, sich die urbane Umwelt angemessen zu erschließen und in einer komplexen großstädtischen Lebenswelt selbstbestimmt handlungsfähig tätig zu sein.
Das Wissen um stadtökologische Zusammenhänge, um rationellen Energieeinsatz, Kreislaufwirtschaft, Siedlungs- und Verkehrsplanung, umweltverträgliche Baustoffe und solare Architektur wird dabei ebenso Ziel schulischen Lernens sein wie der Erwerb von Kenntnissen der sozialen und kulturellen Dimensionen, beispielsweise: Welche planerischen und architektonischen Leitbilder lassen sich für eine Stadt entfalten, wie läßt sich die Begegnung, kultureller Austausch und gegenseitige Anregung fördern? Wie kann den durch Individualisierung, Verkleinerung der Haushalte veränderten Wohnbedürfnissen der Menschen entsprochen werden, ohne daß daraus weitere ökologische Belastungen folgen?
Für die Begleitforschung ist Evaluationsbedarf vorrangig in folgenden Feldern auszumachen: Ausdifferenzierung und Resonanz neuer Themen und Methoden; Disseminationsfähigkeit des Leitbildes "Sustainable City"; Fragen der Identifikation und Corporate Identity (schulintern und -übergreifend).
Aspekt 2: Die Region als Lernfeld für nachhaltige Entwicklung erschließen
Der Aspekt "(Ländliche) Region als Lebensraum" beinhaltet die Aufgabe, den neuen Blick auf die Region durch geeignete lokalspezifische Themen sowie angemessene Methoden zu verdeutlichen. Dies bedeutet:
Mit der Idee der nachhaltigen Entwicklung ist schon aus Gründen der Ressourcenschonung und des Umweltschutzes das Streben nach einer Regionalisierung von Produktion und Konsum, von Arbeit und Freizeitaktivitäten verbunden. Für ländliche Räume sind damit beispielsweise veränderte Sichten auf die regionale Wirtschaft, besonders die Landwirtschaft und den Fremdenverkehr sowie den Naturschutz verbunden. Daneben bietet es sich an, lokale Gewerbebetriebe, aber vor allem die regionale Tourismuswirtschaft zu berücksichtigen und Nutzungskonflikte ebenso wie Synergieeffekte zu thematisieren.
Der Evaluationsbedarf entspricht im Wesentlichen den Feldern des Themenbereiches "nachhaltige Stadt" (s. Aspekt 1)
Aspekt 3: Partizipation im Rahmen der Lokalen Agenda 21
Die Agenda 21 sieht vor, in allen Städten und Gemeinden lokale Agenden zu erstellen, die auf der Teilhabe von Bürgern, Verbänden und Institutionen in der Kommune basieren. Die Agenden beschäftigen sich einerseits mit klassischen Themen wie "Bauen und Wohnen", "Energie", "Verkehr", "Arbeit und Soziales", "Ernährung und Gesundheit", andererseits aber finden sich auch neue Felder wie "Internationale Partnerschaften", "Utopien", "Bildung", "Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung".
Die Beteiligung von Schulen am lokalen Agenda-Prozeß kann geradezu als paradigmatisch gelten für die zeitgemäße Umsetzung der Bildung für nachhaltige Entwicklung:
Evaluationsbedarf sehen wir vor allem hinsichtlich der sich etablierenden Kommunikationsstrukturen und diese bestimmenden Leitbilder. Zur Optimierung der Dissemination sind Informationen nötig über die Kommunikationsstrukturen zwischen den Akteuren sowie über die Leitbilder, die den Kooperationssprozeß optimieren.
Aspekt 4: Lokale Partizipation bei der Identifikation von Nachhaltigkeits-
indikatoren
Nachhaltigkeitsindikatoren als leicht handhabbare Instrumente dienen der Erfassung des Ist-Standes und Wandels in ausgewählten Ökosystemen, spezifischen Sektoren der Wirtschaft und des Sozialen. Auf der lokalen Ebene läßt sich an den formalisierten Indikatorenlisten (die sowohl die Anzahl der Pflanzen in einem Park, die Zahl der Forellen im Bach, die Zahl der Arbeitslosen oder die Größe der verkehrsberuhigten Zonen umfassen können) ablesen, wie gut die Bürger in der Lage sind, für sich festzulegen, was "nachhaltige Entwicklung" unter lokalem Bezug bedeutet.
Der Entwurf und die Überprüfung "lokaler Indikatoren für nachhaltige Entwicklung" bietet in ausgesprochen gebündelter Form Chancen, viele Intentionen der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu realisieren. Erstens können Schulen sich darum bemühen, schon vorhandene Indikatoren zu messen und Veränderungen im Zeitverlauf zu registrieren: Dies kann Zählungen in der Fauna, Befragungen von Bürgern und anderes betreffen. Zweitens können Schulen als Teil der Kommune selbst bei der Sondierung von geeigneten lokalen Indikatoren mitwirken.
Evaluiert werden könnte in diesem Zusammenhang der von Externen (Kommunen, Ämtern, Bürgern) den Schulen zugestandene Bedeutungszuwachs. Dabei interessieren vor allem erfolgreiche Organisationsstrukturen und Kommunikationsformen zwischen den Schulen und der Stadt bzw. Gemeinde.
3.4 Unterrichts- und Organisationsprinzip/Modul 3: Innovative Strukturen
Ein Förderprogramm für nachhaltige Entwicklung verlangt eine mehrdimensionale Erweiterung der Bildungsziele und eine entsprechende Umgestaltung der Lehr- und Lernprozesse. Dieses hat im Bereich der Schulentwicklung zu einem Paradigmenwechsel geführt, der in eine Rücknahme administrativer Regulierungen und eine Zunahme der Gestaltungsfreiheit der Einzelschule mündete.
Zur Schulentwicklung unter der Perspektive der nachhaltigen Entwicklung gehört zentral die Öffnung der Schule. In diesem Kontext ist zu fragen, wie die für nachhaltige Entwicklung relevanten außerschulischen Erfahrungs- und Handlungsfelder der Schüler, etwa Bereiche individueller Lebensstil und Konsum oder neue Medien, erschlossen und mit schulischen Lernprozessen verknüpft werden können. Wichtig wäre ein wechselseitiger Prozeß zwischen der Schule und ihren Partnern, so da§ echte innovative Strukturen und nicht nur erweiterte Formen der Anschauung entstehen.
Die vielfältigen Aspekte, die sich im Kontext "innovativer Strukturen" der Bildung für nachhaltige Entwicklung formulieren lassen, können zu zwei Feldern zusammengefaßt werden: erstens der Umbau der Schule zu einer Einrichtung unter dem Primat nachhaltiger Entwicklung (Aspekt 1 und 2) und zweitens der Aufbau innovativer externer Kooperationen (Aspekt 3).
Aspekt 1: Schulprofil "nachhaltige Entwicklung"
In nahezu allen Bundesländern gibt es momentan bildungspolitische Bestrebungen, den Einzelschulen mehr Gestaltungsmöglichkeiten einzuräumen, beispielsweise bezüglich des Unterrichts, der innerschulischen Entscheidungsstrukturen und der Kooperation mit dem außerschulischen Umfeld.
Ein Schulprogramm auf dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung sollte
Ziel wissenschaftlicher Evaluation im Kontext von Programmentwicklung und Profilbildung sollte es sein, nach übertragbaren Konzepten, Strukturen und Modellen in folgenden Feldern zu fragen: schulinterne Organisationsstrukturen und Partizipationsmodelle; Konzepte der Selbst- und Fremdevaluation; Fragen der Effizienz und Qualitätssicherung; Identifikation und Corporate Identity.
Aspekt 2: Nachhaltigkeitsaudit an Schulen
Das Öko-Audit (engl.: Eco-Management and Audit Scheme) im schulischen Bereich sollte als ein Beitrag für ein umfänglicheres, sozusagen "nachhaltigkeits-immanentes", Konzept begriffen werden, das neben der Ökologie auch die Ökonomie und die soziale Seite umfaßt. Erhoben werden bisher in der Regel der Heizenergie-, Strom- sowie der Wasserverbrauch, das Abfallaufkommen, der Bürobedarf, die Essenszubereitung und die Fahrtwege. Um dem Verständnis eines Nachhaltigkeitsaudits gerecht zu werden, sollten im Sinne der Bildung für Nachhaltigkeit auch andere Dimensionen wie Gerechtigkeit oder Dritte-Welt Themen berücksichtigt werden.
Evaluationsbedarf sehen wir vor allem in Hinblick auf den Prozeß der Durchführung eines Audits wie in der Frage nach der Formulierung von Standards, die von anderen Schulen, die nicht als Modellschulen fungieren, leicht übernommen werden können.
Aspekt 3: Schülerfirmen zwischen Ökonomie und Ökologie
Im Bereich "Ökonomie und Ökologie" geht es erstens um eine Ökologisierung der Arbeitswelt in dem Sinne, daß Produktion, Distribution und Dienstleistungen in zunehmendem Maße auf ökologische und soziale Implikationen und lokale und globale Wirkungen hin befragt werden. Zweitens konzentriert sich der mit den Begriffen "Zukunft der Arbeit und der sozialen Sicherung" umrissene Themenkomplex auf strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und beinhaltet Fragen, in denen "neue Wohlstandsmodelle", die Aufwertung der Eigenarbeit und Veränderung der Konsummuster thematisiert werden. Dabei gewinnt auch das allgemeine Bildungsziel der Förderung von Gestaltungskompetenz an Bedeutung, denn diese Fähigkeit wird in Arbeitsprozessen mehr und mehr sowohl von Arbeitnehmer- wie Arbeitgeberseite, erwartet. In diesem Zusammenhang bilden Schülerfirmen eine gute Chance der handlungsorientierten Verbindung von Ökologie und Ökonomie.
Schülerfirmen, wie beispielsweise Fahrradwerkstatt, Reisebüro oder Cafeteria, sind von Schülern eigenverantwortlich organisierte Wirtschaftsbetriebe, für die die finanziellen Mittel selbst gefunden werden müssen und in denen ein Produkt hergestellt bzw. eine Dienstleistung erbracht wird. †ber den engen Rahmen einer Ökologisierung der Arbeitswelt hinausgehend, bieten Schülerfirmen die Möglichkeit, Eigeninitiative, Selbstverantwortlichkeit und Unternehmensgeist zu fördern und somit den Aspekt "Zukunft der Arbeit und der sozialen Sicherung" zu berücksichtigen.
Für die wissenschaftliche Evaluation stellen sich Aufgaben im Bereich der Innovationsforschung bezogen auf die Umsetzung, Akzeptanz und Ausdifferenzierung neuer Themen wie auch auf die Untersuchung von Kooperations- (Zusammenarbeit mit der Wirtschaft) und Organisationsstrukturen (Betriebspraktika, Schülerfirmen).
Aspekt 4: Neue Formen externer Kooperation
Bildung im Zeichen nachhaltiger Entwicklung wird sich über die schulischen Grenzen hinaus bewegen müssen und damit dem schulreformerischen Trend der Öffnung von Schule entsprechen.
Viele für eine nachhaltige Entwicklung ausgesprochen relevanten Erfahrungs- und Handlungsfelder liegen in Bereichen, zu denen schulische Bildung nur schwer Zugang findet. Hier ist ein Ansatzpunkt für Umweltzentren gegeben, die entsprechende Kooperationen anbahnen sollten und somit ihr Angebot um neue Themen und Inhalte ergänzen müssen:
Zur Verwirklichung echter Kooperation sollte darauf geachtet werden, daß der außerschulische Partner die Bereitschaft mitbringt, Kinder und Jugendliche nicht nur in Form unverbindlicher Planspiele, sondern in realen Zusammenhängen partizipieren zu lassen.
Die generelle Zielsetzung des Förderprogramms besteht in der Integration der Bildung für nachhaltige Entwicklung in die schulische Regelpraxis. Demzufolge sollte schon während der Durchführung des Programms darauf geachtet werden, daß nur solche Stukturen etabliert werden, die auf eine permanente Alimentierung verzichten können.
Wenn man das Lernziel innerhalb dieser Zielsetzung, die Vermittlung von "Gestaltungskompetenz für nachhaltige Entwicklung", zudem mit einiger Aussicht auf Wirksamkeit vermitteln will, so wird man das Förderprogramm auf die Sekundarstufe I (ab Klassenstufe 5) und die allgemeinbildende Sekundarstufe II konzentrieren. So zu verfahren hat lernpsychologische wie thematische Gründe.
Lernpsychologisch gesehen ist mit dem Eintritt in die Sekundarstufe I die Phase markiert, die darüber entscheidet, ob die Jugendlichen eine dauerhafte Motivation zu lernen aufbauen. Wir denken, daß insbesondere das innovative Aufgabenfeld "Bildung für nachhaltige Entwicklung" zum Aufbau oder auch zum Aufrechterhalten der Lernmotivation entscheidende Beiträge leisten kann. Thematisch gesehen handelt es sich bei der "nachhaltigen Entwicklung" um ein Diskurs- und Handlungsfeld, das recht komplex ausfällt und einer didaktischen Reduktion für die Primarstufe derzeit kaum zugänglich ist.
3.6 Evaluation im Rahmen des Förderprogramms
Als künftiger Evaluationsschwerpunkt wird zum einen eine intensivierte didaktische Entwicklungsforschung vorgeschlagen, die die Dokumentation im Dienst einer theoriebezogenen Gestaltung neuer Unterrichtssequenzen und Curricula zur Aufgabe hat. Der Schwerpunkt sollte jedoch bei der Innovationsforschung sowie der Resonanzforschung liegen. Die Innovationsforschung soll Erkenntnisgewinne im Bereich der gesellschaftlichen, organisatorischen und bürokratischen Hemmfaktoren und Förderfaktoren erzielen, während es Aufgabe der Resonanzforschung sein wird, Zusammenhänge zwischen schulischem Lernen, Einstellungen und Verhalten aufzuklären.
Als mögliche Aufgabenfelder für die Evaluation lassen sich die folgenden Komplexe identifizieren:
4 12 Leitlinien zur Arbeitsweise und Organisation des Förderprogramms "Bildung für nachhaltige Entwicklung"
Die im folgenden zusammengefaßten Leitlinien, die sich auf die Organisationsstruktur des Förderprogramms für nachhaltige Entwicklung beziehen, bilden den Rahmen für unsere weiteren Empfehlungen zur Programmstruktur.
1. Der Programmentwurf knüpft an den Nachhaltigkeitsdiskurs, an die Prognosen für die künftige Entwicklung der Wissensgesellschaft sowie an Elementen bestehender innovativer Schulpraxis an.
2. Damit hängt die prinzipielle Empfehlung zusammen, die Programmgestaltung an den Prinzipien interdisziplinären Wissens, der Idee der Partizipation und an innovativen Strukturen zu orientieren sowie das Lernziel im Erwerb von "Gestaltungskompetenz für nachhaltige Entwicklung" zu sehen.
3. Die drei Module "Innovatives Wissen", "Partizipatives Lernen" und "Innovative Strukturen" stellen Rahmenvorgaben dar, die handlungsleitend für die Arbeit im Programm sein sollen. Wichtig ist, solche Themen, partizipative Lernformen und innovative Strukturen zu erproben, die auch in die schulische Regelpraxis überführt werden können, ohne einer dauerhaften externen Hilfestellung zu bedürfen.
4. Wir schlagen hinsichtlich der konkretisierten Bearbeitung der Module ein arbeitsteiliges Vorgehen innerhalb der sich am Programm beteiligenden Länder vor, so da§ ein Vergleich der Ergebnisse möglich ist. Das Förderprogramm sollte sich auf die Sekundarstufe I (ab dem 5. Schuljahr) und die allgemeinbildende Sekundarstufe II beschränken.
5. Innerhalb des Programms soll ausschließlich im Rahmen von regionalen, resp. landesweiten Netzwerken gearbeitet werden, welche jeweils von etwa sechs bis acht Schulen und den assoziierten Partnern gebildet werden. Dies ist nach aller bisherigen Erfahrung notwendig, um die Implementierung und Stabilisierung der Ergebnisse konzeptionell abzusichern.
6. Die Initiative zur Teilnahme einer Schule oder eines Schulnetzes am Programm soll von den Schulen selbst ausgehen bzw. von diesen getragen werden. Bestehende Netzwerkstrukturen oder der Kontakt zu besonders engagierten Schulen können gute Ansatzpunkte bilden, um schon im Vorfeld des eigentlichen Programms den Kommunikationsprozeß zu beginnen. Es wird empfohlen, die Entscheidung über die Auswahl der Module bzw. Aspekte ebenfalls in einen solchen partizipativen Kontext zu stellen.
7. Neben der Initiative zur Teilnahme muß von den Schulen die Bereitschaft zum interdisziplinären Arbeiten, zur Kooperation erwartet werden. Neben dieser das Kollegium betreffenden Empfehlung stellt die aktive Unterstützung durch die Schulleitung eine wesentliche Bedingung für das Gelingen der Vorhaben dar. Schließlich wird eine aktive Mitarbeit bei der Gestaltung und Fortführung des Netzwerks von den Schulen erwartet werden müssen.
8. Die Schulen brauchen für ihre Arbeit geeignete Kooperationspartner, die ihnen regional als auch überregional Unterstützung zusagen.
9. Die einzelnen Netze sollten durch eine Koordinationsstelle organisiert werden, welche die beteiligten Schulen betreut, indem sie beispielsweise für den Kommunikations- und Informationsfluß sorgt, Kooperationspartner und Unterstützungsstrukturen gewinnen hilft sowie Veranstaltungen und Fortbildungen organisiert etc.
10. Eine länderübergreifende Koordination sollte beim Programmträger angesiedelt werden.
11. Die länderübergreifende Kommunikation und Kooperation bezogen auf Fragen der administrativen Unterstützung, der Dissemination und Implementierung sollte als eine der Aufgaben des Lenkungsausschusses verstanden werden. Dieser Ausschuß könnte beispielsweise durch die mit Umwelt und Entwicklung befaßten Referenten der für das Schulwesen zuständigen Ministerien bzw. Vertreter der Landesinstitute der beteiligten Länder besetzt sein.
12. Aufgabe eines wissenschaftlichen Beirates, der beispielsweise aus Experten der Wirtschaft oder des sozialen Bereichs zusammengesetzt sein könnte, sollte es sein, den Programmverlauf zu begleiten und durch gezielte Anregungen und Impulse externe Perspektiven einzubringen, wodurch eine Förderung der für die nachhaltige Entwicklung zentralen mehrdimensionalen Sichtweisen zu erwarten ist.
5 Vorschläge zur Strukturierung und Durchführung des Förderprogramms "Bildung für nachhaltige Entwicklung"
Der hier skizzierte Organisationsrahmen, der sich auf alle am Programm Beteiligte bzw. Kooperationspartner bezieht, umfaßt länderspezifische und länderübergreifende Elemente.
5.1 Anforderungen an die teilnehmenden Schulen
Selbstverständigung
Der Prozeß der Selbstverständigung umfaßt einen Einigungsprozeß, in dessen Rahmen die Akteure hinsichtlich der Ziele und der Vorgehensweise zu einem Konsens gelangen. Er sollte einerseits als Vorlauf die inhaltliche Arbeit vorbereiten und sie gleichzeitig als permanente Reflexion begleiten. Zur Verwirklichung des Grundsatzes der Partizipation, sollten alle Beteiligten (Schüler, Lehrer, Eltern) im Einklang mit rechtlichen Möglichkeiten und entsprechend ihrer Fähigkeiten gleichberechtigt einbezogen werden.
Fortbildung
Sowohl für die Schulprogramm- wie auch für die Unterrichts- und Curriculumentwicklung haben Lehrerfortbildungsveranstaltungen eine große Bedeutung. Bildung für nachhaltige Entwicklung bedeutet nicht zuletzt eine Veränderung der Lehrerrolle und des Selbstverständnisses der Unterrichtenden. Die erforderlichen Qualifikationen – wie soziale, kommunikative und organisatorische Fähigkeiten – lassen sich in schulinternen Veranstaltungen leichter erwerben als in zentral organisierten Fortbildungen. Zur Effizienzsteigerung sollte auf eine systematische Rückmeldung und Auswertung und eine nachsorgende Betreuung nicht verzichtet werden.
Schulübergreifende Fortbildungsveranstaltungen, die Beispiele guter Praxis und Kooperationsmöglichkeiten bieten, werden hauptsächlich dann notwendig, wenn es um die Dissemination und Implementierung von Innovationen geht.
Kooperation
Kooperation bedeutet im schulinternen Zusammenhang, daß mindestens eine Gruppe von Lehrern unterschiedlicher Fächer als "Keimzelle" an einer Schule wirken muß, anstelle des oft üblichen Musters des "Einzelkämpfers", der andere zu gewinnen sucht. Ziel der Zusammenarbeit ist die Erstellung einer vorläufigen erweiterungsfähigen Agenda.
Hinzu kommen neue Formen der Kooperation mit außerschulischen Partnern, mit Experten, entsprechenden Institutionen, mit dem lokalen Umfeld etc.
Dokumentation
Die Dokumentation der Ergebnisse als Grundlage der begleitenden Evaluation ist eine selbstverständliche Aufgabe aller am Programm Beteiligten. Die in einem schulinternen Prozeß entwickelte, als Strukturierungshilfe für die Dokumentation gedachte, Ziel- und Aufgabenbeschreibung stellt einen ersten Schritt zur Selbstevaluation dar.
5.2 Regionale Netzwerke als wesentliche Organisationselemente
Innovative Strukturen können immer dann gut verankert und verbreitet werden, wenn auf eine vernetzte Organisationsstruktur zurückgegriffen wird. Eine Vernetzung, die Arbeits- und Kommunikationszusammenhänge zwischen wie auch innerhalb der einzelnen Schulen stabilisiert, kann beispielsweise gefördert werden durch
Die Basis der Netze sollten jeweils sechs bis acht Schulen bilden, die möglichst einen gemeinsamen inhaltlichen Schwerpunkt bearbeiten. Organisationssoziologisch bestehen zwei Varianten: Zum einen können solche Verbünde Kooperationen gleichberechtigter Akteure darstellen, in denen die Einzelschule flexibel und für Innovationen offen ist, die Strukturen jedoch oft als unklar und unübersichtlich empfunden werden. Zum anderen kann im sogenannten Initiationsmodell eine der Schulen eine Pilotfunktion einnehmen, womit den Akteuren ein hoher Grad an Sicherheit und Stabilität gegeben wird. Allerdings schränkt dieses Modell die Einzelschule in ihren Kreativitäts- und Partizipationspotentialen deutlich ein.
Ideal ist der Fall, in dem die einzelnen Partner zum aktiven Teil eines regionalen und kommunalen Netzes werden, dessen Zusammensetzung, Struktur und Arbeitsweise zu fördern einen der Schwerpunkte des Förderprogramms darstellen sollte.
Auf Länderebene wird das Programm umfassend durch sogenannte Netzwerkkoordinationsstellen betreut, die als Scharnier zwischen der länderübergreifenen Programmkoordination und den Mitgliedern des Netzes der Koordination aller landesweiten Programmaktivitäten dienen:
5.3 Länderübergreifende Vernetzung und nachfrageorientierte Unterstützung
Als Beispiele, die über den grundsätzlichen Informationsbedarf aller am Programm Beteiligten hinausgehen, können genannt werden:
5.4 Gremien und Einrichtungen der länderübergreifenden Koordinierung
Programmträger
Der Programmträger sollte auf Grund seiner schulbezogenen wissenschaftlichen Kompetenz, seiner Erfahrungen im Bereich der Theorieentwicklung und Evaluation im Feld der Umweltbildung und der Bildung für nachhaltige Entwicklung, seines Kontaktes zu Entscheidungsträgern in den Ländern, zu modellhaft arbeitenden Schulen und ihren Unterstützungssystemen, seiner Organisations- und Koordinationserfahrung, seiner Erfahrung in der Durchführung von Modellversuchen und seiner Infrastruktur als übergreifendes Programm-Management und als zentrale Serviceeinrichtung für alle am Programm Beteiligten fungieren können.
Länderübergreifende Koordinierungsstelle
Zu den wesentlichen inhaltlichen, organisatorischen und verwaltungstechnischen Aufgaben der beim Träger einzurichtenden länderübergreifenden Koordinierungsstelle gehören:
Arbeitsgruppe Evaluation
In der von der Koordinierungsstelle eingerichteten "Arbeitsgruppe Evaluation" sind alle im Rahmen des Förderprogramms initiierten Evaluationsprojekte, soweit sie über eine Selbstevaluation hinausgehen, mit einer Person vertreten. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, die Vernetzung der einzelnen Evaluationsprojekte, den Austausch von Erkenntnissen und die Diskussion von Methoden, Forschungsdesigns und –instrumenten so zu realisieren, daß eine deutlich profilierte und konturierte, empirischen Standards genügende Begleitforschung zustande kommt.
Lenkungsausschuß
Als zentrales Steuerungsgremium des Programms fungiert ein regelmäßig tagender Lenkungsausschuß, dem folgende Aufgaben zugeordnet sind:
Der Ausschuß setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: je einem Vertreter der beteiligten Länder, einem Vertreter des Bundes, einem Vertreter der wissenschaftlichen Begleitung, dem Programmkoordinator der BLK-Projektgruppe sowie einem Vertreter der Koordinierungsstelle beim Programmträger.
Beirat
Die Gutachter empfehlen, einen Beirat zu etablieren, der aus sechs bis zehn Mitgliedern besteht, die den Disziplinen angehören, die sich systematisch mit problemorientierten Fragen der nachhaltigen Entwicklung und außerschulischen Kommunikationsformen in diesem Themenfeld befassen: beispielsweise Personen, die sich mit lokalen Agenden auseinandersetzen, die in der PR-Branche Umweltthemen kommunizieren, die Unternehmen in Auditierungsfragen beraten, oder mit innovativen Verkehrs- oder auch Landwirtschaftsformen etc. befassen.
Der Beirat sollte den Lenkungsausschuß, den Programmträger und die Koordinierungsstelle beraten und insbesondere auf innovative Handlungsfelder, neue Lehr- und Lernmethoden sowie originelle Ansätze der Kommunikation der Nachhaltigkeitsthematik hinweisen. Zudem sollte der Beirat sich auch an der Evaluation des Förderprogramms beteiligen.
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