Arbeitskreis
Schule und Bochum Agenda 21
- Netzwerk Umweltkontaktschulen

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Informationen, Protokoll und Perspektiven der Veranstaltung am 22.Mai 2001 zum Thema

Jugendhilfe - Schule

Das Papier stellt kein Verlaufs- oder Ergebnisprotokoll dar, sondern soll Informationen über den momentanen Stand der Betreuungsprogramme, die Situation in der Kommune und mögliche Anregungen zu Verbesserungen und bisherigen Problemen zusammenfassen. Außerdem sollen Perspektiven, die teilweise noch nicht auf der Veranstaltung genannt wurden, aufgezeigt werden.

Wir hoffen, dass die Veranstaltung ein Beginn und Anstoß für eine engere Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Schule in Bochum gewesen ist.

Mögliche Bereiche der Kooperation Jugendhilfe Schule
Zielsetzung: Die Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe ist der inhaltliche Kern der ...NRW Strategie zum Ausbau verlässlicher Ganztagsangebote. Sie leben von der Kooperation aller Beteiligten: Zusammenarbeiten müssen Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Partner der Schule, allen voran Kommune und Jugendhilfe. Denn es sind die selben Kinder, die morgens zur Schule gehen und nachmittags andere Formen und Orte der Betreuung und der Freizeitaktivitäten suchen.” Aus SGK März / April 2001, G. Behler.
Arbeitsbereiche: * Betreuung im Nachmittagsbereich im Primar und SI Bereich
* Erziehungshilfe und sozialpädagogische Einzelfallbetreuung
* Elternarbeit
* Migrationsarbeit
* frühzeitige und besondere Förderung von Kindern aus bildungsfernen Familien
* freizeitpädagogische Aktivitäten
* Streetwork
inhaltlich Schwerpunkte * Hausaufgabenbetreuung
* unterrichtsbegleitende Fördermaßnahmen
* Beruf- und Schullaufbahnberatung - Berufserkundung und Berufsfindung
* sportliche, kulturelle, kreative, musische, handwerkliche Fähigkeiten fördern
* soziale und sprachliche Förderung mit Schwerpunktpunkt Migrationsarbeit
* Jungen- und Mädchenarbeit (geschlechtsspezifisch)
* Gewaltprävention
* Hilfe bei Familienkonflikten
* Eigenbeteiligung und Selbstverwaltung der Schülerinnen und Schüler in den Schulprojekten,
weitere partizipative Projekte im Stadtteil: Teilhabe an Planung und Umsetzung der lokalen
öffentlichen Lebensräume ( Jugendräume, Außenfreizeitbereiche auch an Schulen) auch im
Rahmen der Bochum Agenda 21
Organisatorisch * Beratungsstunden an Schulen durch Mitarbeiter des Jugendamtes
* Nutzung von Schulräumen und Räumlichkeiten in Jugend- und Freizeitheimen, Initiative Nachbarschaft
* Spielplatzangebote
* themenbezogene Exkursionen (Museen, Veranstaltungen, Betriebe, Freizeitstätten)
mögliche beteiligte Organisationen In Dortmund existiert eine Stelle 40/4 Pädagogische Dienste Dortmund, an der ein Sozialarbeiter eine Arbeitsstelle für Schulöffnungsprojekte am Schulamt besetzt und dort informierende und koordinierende Aufgaben erfüllt.
(Die folgenden Punkte sind nach den Folien des Referenten, Klaus Flesch, zusammengestellt.)
Vernetzung schaffen durch:
* Zusammenführung in einem Dezernat
* Ratsbeschluss: fachübergreifende Vernetzungsprojekte
* fachbereichsübergreifendes Steuerungsteam auf Verwaltungsebene
* 10 Teilprojekte im “Verwaltungstandem”
* Berichterstattung in politischen Fachausschüssen

In der bereichsübergreifenden Steuergruppe sind folgende Ämter beteiligt:
Schulverwaltungsamt, Schulamt, Jugendamt, Sportamt, Sozialamt, Gesundheitsamt

Die Vorgaben der verschiedenen zuständigen Ministerien für Schule, Jugend und Sport (siehe nächster Abschnitt) werden in Kooperation der zuständigen kommunalen Stellen für die Stadt aufbereitet. Die Umsetzung erfolgt durch Unterstützung der Arbeitsstelle für Schulöffnungsprojekte an den Schulen.
Kooperationspartner für die Schulen im Primarbereich sind die Fördervereine und die Caritas, für die Schulen im Sek. I Bereich, SJD Die Falken, DOBEQ, Stenojugend, Sportjugend.

Landesförderprogramme Stand 3.01
Schule - Jugendhilfe - Sport
Ganztagsangebote für Schülerinnen und Schüler von 6 bis 14 Jahren

Förderprogramme des Landes NRW in 2001

Schulministerium
GÖS: neu: Entwicklungsfinanzierung für Ganztagsangebote
Schule von 8 - 1: Förderung von Zweitgruppen (ab 2000/2001)
13plus-Primarstufe: Einrichtung von Nachmittagsgruppen an Standorten in “Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf” und in sozialen Brennpunkten (ab 2001/2002, max. 500 landesweit) Angebote 13plus: Angebote am Nachmittag (z.B. Schülerclub), Schwerpunkt Haupt- und Sonderschulen (pro Gruppe 10.000 DM), Realschulen/Gymnasien: pro Gruppe 8000 DM
Silentien : Konzentration auf Standorte und Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf (Konzentration auf Schulen mit sozialer Benachteiligung)
Zeitbudget: zusätzliche Lehrerstunden für besondere Aufgaben (Kooperation von Schule und Jugendhilfe)

Jugendhilfeministerium
Kindergarten: Umwandlung von Kiga-Plätzen in Plätze für schulpflichtige Kinder (Rechtsanspruch hat Vorrang)
Landesjugendplan 4 : Schaffung ganztägiger Angebote in der Kooperation Jugendhilfe und Schule (pro Gruppe 20.000 DM) Antragsteller: Träger der Jugendhilfe/auch Fördervereine §75 KJHG
Sit-Programm: Angebote ab 13:00h (Anschlussbetreuung von 8 - 1) in Tagesstätten, Jugendhäusern und Schulen
Sportministerium: Angebote freiwilliger Schülersportgemienschaften über den Ausschuss für den Jugendsport

Momentaner Stand in Bochum Der Jugendamtsleiter, Herr Mehring, führte aus:
Der Betreuungsbedarf der über sechsjähren Kinder in Bochum wird bis Ende des Jahres 2001 erhoben, um von gesicherten Daten aus planen zu können.
Die bestehenden Angebote von freien Trägern an Schulen sollen weiterentwickelt werden. Als Problem wurde angesprochen, dass die personelle Kontinuität der BetreuerInnen aufgrund der Schmalspurverträge (Begrenzung auf 1 Jahr, auf der Grundlage von 630 DM) häufig nicht gewährleistet ist. Da Bochum unter einem Haushaltskonsolidierungskonzept steht, sind zusätzliche freiwillige Leistungen kaum umsetzbar. Das Programm S-I-T ist aber durch das Land finanziell so unzureichend ausgestattet, dass eine ergänzende Finanzierung durch die Kommune erforderlich ist, wenn man vertretbare Elternbeiträge kalkulieren will. Dies ist eine Erklärung dafür, dass das Programm so wenig abgerufen wurde (bisher in Bochum 3 Maßnamen!). Hier wird im Jugendbereich über eine ergänzende Finanzierung nachgedacht, so dass die Maßnahmen tatsächlich angeboten werden können. Eine Verknüpfung mit den Angeboten 8-13 Uhr/ Tageseinrichtungen/ Jugendzentren ist anzustreben. Die Situation in den Tageseinrichtigungen ändert sich ebenfalls. Durch die Öffnung des § 9.4 GTK können bis zu 10% der Plätze in Tageseinrichtungen umgewndet werden in Plätze für Schulkinder oder unter Dreijährige.
In Bochum ist für die Zukunft eine Umstrukturierung in eine “Sozialraumorientierte Jugendhilfe” geplant. Dazu sollen die sozialen Dienste anders strukturiert werden, nämlich nach Bezirksgrenzen und auch nach den Einzugsbereichen der Schulen. Es sollen dort vor Ort “Runde Tische” geschaffen werden, an denen alle Beteiligten zusammenarbeiten. Dies bedeutet eine institutionalisierte Vernetzung vor Ort (kurze Informationswege, bekannte Ansprechpartner), mit verbindlichen Absprachen und Entscheidungsstrukturen. Voraussetzung ist die gleichberechtigte und gleichwertige Teilnahme aller Beteiligten.
Ziel dieser Schwerpunktverlagerung ist von der jetzigen Einzelfall- und “Feuerwehr-”hilfe zur Prophylaxe und Bündelung der personellen Ressourcen zu kommen. Erhofft wird ebenfalls ein Synergieeffekt im erzieherischen Bereich bei Kindern und Jugendlichen durch Schule und Jugendhilfeorganisationen.

Der Leiter des Schulverwaltungsamtes, Herr Wicking, führte aus:
Im Primarbereich hat das Schulverwaltungsamt seit dem Start vor 4 Jahren den Aufbau der verlässlichen Grundschule (acht bis eins) stark unterstützt, so dass z.Z. in Kooperation mit freien Trägern an 59 von 62 Bochumer Grundschulen Betreuungsgruppen bestehen. Als problematisch erweist sich die häufig fehlende Planbarkeit, da die Maßnahme mindestens für 1 Jahr laufen muss. Außerdem ist es schwierig, unter den gegebenen Bedingungen qualifiziertem Personal zu finden. Dieses wird aber dringend benötigt, da in den Betreuungsgruppen häufig Problemkinder sind. Dadurch ergibt sich ein Bedarf an Erziehungsarbeit und Betreuung der Eltern.
Zur organisatorischen Unterstützung der Schulen steht eine Sachbearbeiterin im Schulverwaltungsamt zur Verfügung.
Die Verwaltung bemüht sich, die Elternbeiträge möglichst gering zu halten und unterstützt einkommensschwache Familien. Sozialhilfeempfänger können die Beiträge auf Antrag vom Jugendamt erstattet bekommen.

Zusätzliche Betreuungsplätze können an Kindergärten durch Umwandlung gewonnen werden (max 10 % der Gesamtplätze)

Der Leiter der Ifak, Herr Toker, führte aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen aus:
Die Maßnahmen kranken häufig an knappen Ressourcen, so sind die Gruppen zu groß und lassen keine Kleingruppenarbeit oder Elternarbeit zu. Wegen der Beiträge werden sozial Benachteiligte und Migranten weniger erreicht. Die Verpflegung im Mittagsbereich ist notwendig, aber nicht geregelt. Da sie kostenpflichtig ist, übersteigen die Gesamtkosten der Betreuung (Essen + Beitrag) die Möglichkeiten und die Bereitschaft der Eltern. Praktische Probleme gab es in dem Bereich der gleichberechtigten Raumnutzung an Schulen. Er wies ebenfalls darauf hin, dass in die Kooperationsprojekte LehrerInnen stärker eingebunden werden sollten. Dazu wären in ausreichendem Maße Stunden aus dem Zeitbudget aufzuwenden.

Anregungen aus Wortbeiträgen aus dem Plenum - ungeordnet:
* geringe Bereitschaft der Eltern zur Zahlung der Beiträge: besonders die Kinder und
Jugendlichen aus bildungsfernen Milieu sollten für die Betreuung und Förderangebote
gewonnen werden. Diese Familien erhalten oft Sozialhilfe oder sind einkommensschwach. Das
führt dazu, dass diese Kinder nicht teilnehmen, weil ihre Eltern eine lange vertragliche Bindung
scheuen.
* Ältere SchülerInnen aus dem SI Bereich lassen sich nicht auf ein festes Stundendeputat
festlegen -> flexiblere offene Binnenstruktur muss angestrebt werden, (so sind z.B.
unterrichtsbegleitende Förderprogramme am Ende eines Schuljahres nicht mehr von Interesse).
* Mehr offene Angebote mit unverbindlichem Charakter
* Angebote für SchülerInnen über 14 Jahren fehlen häufig an Schulen
* Angebote für Sonderschüler bestehen bisher in Bochum nicht
* Problem des Mittagessens, Angebot und Kosten
* Bringstrukturen und Ausbau der Serviceleitungen
durch die Verwaltung: Beratung und
Projektbegleitung der Schulen, rechtliche Beratung der Fördervereine, dabei besondere
Unterstützung der Fördervereine der Haupt- und Sonderschulen
* langfristige Einstellung von qualifizierten Betreuungspersonal (ErzieherInnen und SozialpädagogInnen)
* mehr Angebote im Bereich Berufsfindung
* Schaffung von verbindlichen Strukturen für eine inhaltliche und organisatorische
Kooperation einer sozialraumorientierten Jugendarbeit
* Verbesserung der sächliche Ausstattung
Weitere Anregungen und Perspektiven: Schaffung von einer Stelle, die ausschließlich dazu dient, den Schnittpunkt Jugendhilfe und Schulen zu managen, indem sie berät, Informationen beschafft, sichtet, weiterleitet, Koordinationsaufgaben im Bereich Vermittlung von Ansprechpartnern und Kooperationspartnern übernimmt, Organisation eines Erfahrungsaustausches, Dokumentation etc.

Im Vorfeld der Umstrukturierung wäre es wünschenswert die Beteiligten aus den verschiedenen Bereichen zu einem Erfahrungsaustausch zusammenführen, um deren bisherigen Probleme, Verbesserungsvorschläge und Wünsche kennenzulernen. Auf diesem Hintergrund können dann gemeinsame Lösungsansätze erarbeitet werden. Dazu gehört auch gemeinsame Standards, Zielsetzungen und einen Zeitrahmen festzulegen. Zum gegenseitigen Verständnis ist es notwendig, die Arbeitsbedingungen der anderen Beteiligten kennenzulernen, um zu realistischen Konzepten zu kommen. An einigen Schulen ist möglicherweise erst der Aufbau einer Akzeptanz der Kooperation notwendig. Die runden Tische müssen festgelegte verbindliche Entscheidungsbefugnis erhalten. Ziele des runden Tisches sollte sein, die Spaltung von pädagogischen Aufgabenfeldern in der Schule und der Jugendarbeit zu überwinden.
Man könnte sich vorstellen, das in einem Stadtteil, in dem die Kooperation bereits weit gediehen ist, modellhaft der runde Tisch erprobt wird.

Für die Betreuungsprogramme sollte besonders bei bildungsferne Eltern geworben werden (Prophylaxe).

Finanzierungsaspekte berücksichtigen. + öffentliche Gelder wie Landesprogramme ausschöpfen, Fördermittel vernetzen
+ Stiftungen und Sponsoren durch die Stadt finden
+ auch Angebote im Sport/Gesundheitserziehung von Krankenkassen, K2 etc. nutzen
+ Kooperationen und Modellprojekte mit der ev. Fachschule für Sozialpädagogen,
Berufsschulen mit Erzieherinnenausbildung, (Praktika), Uni Bochum (Pädagogen) aufbauen
Zusammenfassung von
Christel Jünger und Heide Kasper-Demtröder
 
Stand:Son, 11. Nov 2001