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Weit weg - und doch ganz nah:
Wie erkläre ich meinem Kind den Irak-Krieg?
Dr. Arnd Stein, Diplom-Psychologe, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut sowie Buchautor ("Das Rechtschreibspiel") aus Iserlohn plädiert
für Offenheit, aber auch für beruhigende Worte im Umgang mit Kindern.
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"Faustregeln"
zur Orientierung
für Eltern
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Es gebe zwar kein Patentrezept für "richtige" Erklärungen, aber einige Faustregeln, an denen sich Eltern orientieren können. Hier seine Empfehlungen:
- Wenn Kinder über den Krieg reden wollen, nicht ausweichen, sondern auf alle Fragen eingehen.
- Dem Kind deutlich machen, dass der Krieg weit entfernt ist und nicht vor der Haustür stattfindet. Dabei betonen, dass Raketen und Bomben - Worte, die auch schon die Kleinen verstehen - uns
hier nicht erreichen können. Und dem Kind versichern, dass Papa nicht in den Krieg muss.
- Möglichst einfache Erklärungen wählen. Politische Begriffe und Stellungnahmen geben dem Kind keine Klarheit, sondern können es im Gegenteil eher verwirren. Frühestens ältere
Kinder nach der Grundschule sind in der Lage, bestimmte Zusammenhänge internationaler Konflikte zu verstehen.
- Die eigene Beschützerrolle hervorheben. Denn: Eltern sind für Kinder der wichtigste Rückhalt, eine elementare Schutzinstanz. Also: Dem Kind Sicherheit vermitteln, z.B. mit Worten
wie: "Solange wir da sind, kann dir absolut nichts passieren."
- Kinder unter acht Jahren sollten nicht alleine fernsehen. Denn: So besteht die Gefahr, dass sie (auch in Nachrichtensendungen) plötzlich ohne elterliche "Rückendeckung" mit Bildern
konfrontiert werden, die für sie ungeeignet (weil z.B. schockierend oder Angst auslösend) sind - natürlich nicht nur bei Kriegsberichten. Sind die Eltern anwesend, können sie das Programm umschalten oder mit Erklärungen eingreifen
und somit das Gesehene "entschärfen".
Als Vorbeugung sinnvoll: Zusammen mit dem Kind einen Fernseh-Wochenplan erstellen. Übrigens: Kindliche TV-Gewohnheiten werden ganz entscheidend durch das Vorbildverhalten der Eltern geprägt.
- "Kriegerische" Spiele nicht von vornherein unterbinden. Wenn Kinder Stöcke als Gewehre benutzen und spielerisch aufeinander schießen, so verbirgt sich dahinter meist keine zerstörerische
Aggression, sondern ein unbewusstes Training für Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen, ein Probelauf für die unausweichlichen "Kämpfchen" im Alltag.
Die Identifikation mit dem Stärkeren ist ein ganz natürliches kindliches Bedürfnis. Auf diese Weise kann das Kind außerdem mögliche aggressive Spannungen, Ärger und Frust
symbolisch-spielerisch anstatt mit direkter physischer Gewalt (wie Prügeleien auf dem Schulhof) ausleben - wie z.B. auch mit den klassischen "Reiterkämpfen" oder "Indianerspielen", die ja letztlich ebenfalls in historischen
kriegerischen Auseinandersetzungen gründen.
Trotzdem ist es psychologisch bedenklich, dem Kind Kriegsspielzeug oder -kleidung zu kaufen. Denn: So nähert sich die kindliche Fantasieebene - zumindest optisch - der brutalen Realität an,
wird aber gleichzeitig spielerisch verharmlost oder gar verherrlicht.
Und das widerspricht dem wichtigsten Grundsatz, der jedem Kind bei Fragen nach kriegerischer Gewalt immer wieder verdeutlicht werden sollte:
- Gewalt und Krieg sind unmenschlich und grausam. Deshalb sollten wir uns alle schon von klein auf darum bemühen, Konflikte friedlich zu lösen.
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