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Irak-Konflikt:  neue Weltordnung 
 Pax Americana / Weltmacht USA

Pax Americana


Der Begriff ist in Anlehnung an die "Pax Romana" aus der Zeit des Römischen Weltreiches gebildet und bezeichnet das vorläufige Endstadium eines Prozesses, in dem eine Macht (damals die Römer, jetzt die USA) sich zur immer mehr dominierenden und schließlich einzig übrigbleibenden Supermacht (Imperium) entwickelt, die weite Regionen der Erde direkt beherrscht oder jedenfalls soviel Einfluss ausübt, dass nichts gegen den Willen des Imperiums geschehen kann. Divergierende Interessen oder Konflikte im Einflussbereich des Imperiums können dann durch Macht, ggf. durch militärische Gewalt, unterdrückt und kontrolliert werden: ein erzwungener "Friede" (lat."Pax") kann so über längere Zeitperioden durch Druck und Repression gesichert werden.
  
USA als Erbe des Römischen Weltreichs
und des
Britischen Empires


imperiale Führungsmacht
"Neues Rom"
Dass die Anknüpfung an das Römische Weltreich nicht nur eine begriffliche ist, führt Robert Misik aus in seinem Kommentar: "Nicht das Interesse an Öl bestimmt die Irakpolitik der US-Regierung, sondern eine imperiale Handlungslogik" [taz, 25.2.03]
"Zu den erstaunlichen Dingen in der globalen Arena zählt mittlerweile nicht nur der Umstand, dass die USA zur konkurrenzlosen Hypermacht wurden, sondern vor allem, dass sie sich als imperiale Führungsmacht, als "Neues Rom" sehen. ... Neokonservative Autoren wie Max Boot, Charles Krauthammer, Robert Kagan - allesamt Berater der Bush-Administration -, aber auch liberale Denker wie Paul Kennedy und Robert D. Kaplan sehen die USA als Erben nicht nur des britischen Empire, sondern auch des Römischen Reiches."
  
Vergleich der imperialen Politik der USA mit der des Römischen Reiches Peter Bender: Weltmacht Amerika. Das Neue Rom. Klett-Cotta, Stuttgart 2003.
Ausgehend von der Frage „Gibt es zwischen der antiken und der gegenwärtigen Weltmacht substanzielle Ähnlichkeiten – sowohl zwischen ihren Wegen zur Weltmacht als auch in ihrem Verhalten als Weltmacht?“ hat Bender eine Art Doppelbiografie des alten und des neuen Roms geschreiben, wobei er vielfältige Ähnlichkeiten feststellt. (-> Bestellung/ Rezension: s.u.)
  
Kritik am Begriff
"Pax Americana"
Herfried Münkler (Prof. für Theorie der Politik, Humboldt-Universität,Berlin) :
"Pax Americana"- die USA, ein neues Rom? Historische Vergleiche und ihre Grenzen" [NZZ, 29.3.03]. In der kontroversen Diskussion um die Rolle der USA in der Weltpolitik ist wiederholt der Vergleich mit dem römischen Imperium bemüht worden. Herfried Münkler äusserst sich skeptisch gegenüber diesem Deutungsmodell.

  
Gefahr der
"Überdehnung"
der Herrschaft

"Übernimmt sich Amerika?"
[SPIEGEL-Titel,
Nr.12/17.3.03, S.116]
In der Logik einer imperialen Führungsmacht muss Saddam Hussein nicht so sehr entmachtet werden, weil von ihm eine akute Gefahr ausgeht, sondern um eine "Überdehnung" der Herrschaft des Imperiums zu vermeiden: "Der Hegemon spürt auch, dass er immer Gefahr läuft, seine Herrschaft zu überdehnen: Er braucht Ruhe in seinem Machtraum. Er kann sich auf Dauer nicht leisten, da Krieg zu führen, dort eine Krise zu gewärtigen und hier einen potenziellen Unruhestifter in Schach zu halten - selbst dann nicht, wenn von dem keine aktuelle Gefahr ausgeht. Der Unruhestifter muss weg, damit Kräfte für andere Aufgaben frei werden."
[Zitat aus: Robert Misik, s.o.taz, 25.2.03]
  
Strategie der USA:

globale Hegemonie



Die Pläne der US-Regierung für den Regimewechsel in Bagdad sind Teil einer langfristigen Strategie, die der jetzige US-Vizepräsident Cheney schon Anfang der 90er entwickelt hat und die in der Folge von konservativen Strategen im Umfeld von Cheney, Rumsfeld, Wolfowitz ausformuliert wurde. Diese Strategie hat zum Ziel, die globale Hegemonie der USA mittels Hightech-Waffen abzusichern. Dazu gehört vor allem die Kontrolle der wichtigsten Ölförderregionen, die im Krisenfall durch schlagkräftige und mobile Einsatztruppen geschützt werden sollen. Der "Kampf gegen den internationalen Terrorismus" und gegen die "Achse des Bösen" sind integraler Teil dieser Strategie für eine globale "Pax Americana" .

Der Verteidigungsminister, Donald Rumsfeld, verfolgt daher auch eine neue Militärstrategie, im Gegensatz zur bisherigen "Powell-Doktrin" und zur vorherrschenden Meinung in der Generalität.
  
neue Militärstrategie
Donald Rumsfeld
Thomas Kleine-Brockhoff: Der Visionär des Krieges. Donald Rumsfeld will die Militärstrategie revolutionieren. Der Irak-Feldzug soll sein Meisterstück werden
[ZEIT, 27.3.03]
"Rumsfeld wünscht sich leichte und mobile Einheiten, die im Zeitalter amerikanischer Hegemonie so genannten „asymmetrischen Bedrohungen“ entgegentreten. Das Denken in Massen und Tonnen soll ein Ende nehmen – und damit die Doktrin, die für diese Sicht Worte findet. Sie ist benannt nach ihrem Erfinder: Colin Powell. Dessen Grundsatz war es, dass amerikanische Truppen nur mit gewaltiger Überlegenheit angreifen dürften. Rumsfeld findet, mit der Powell-Doktrin sei das Militär unbeweglich und risikoscheu geworden. Der Reformeifer des Pentagon-Chefs, gepaart mit dessen Ungeduld und herrischer Attitüde, kam nicht gut an bei den Generälen"
  
Hintergrund-Infos Johannes Hano/ Elmar Theveßen: Pax Americana [ZDF] "Amerikas Pläne für den Regimewechsel in Bagdad sind Teil einer Strategie, die US-Vizepräsident Cheney schon Anfang der 90er entwickelt hat. Europa muss nun auf die Idee einer "Pax Americana" eine Antwort finden".
  
USA
als imperiale Macht
"In der Ausübung unserer Führerschaft werden wir die Werte, Entscheidungen und Interessen unserer Freunde und Partner respektieren. Aber wir sind bereit, allein zu handeln, wenn es unsere eigenen Interessen und unsere einzigartigen Verantwortungen erfordern.²
National Security Strategy Sep.2002
Download [358 KB/ ZDF]


Rebuilding America's Defense Strategy

Download [852KB/ZDF]


Hintergrund-Infos
[Friedensratschlag]


Der nahezu missionarisch vorgetragene Kampf gegen den Terrorismus und gegen die "Achse des Bösen",  verächtliche Begriffe wie "irrelevante Länder", Schwarz-Weiß-Denken ("wer nicht für uns ist, ist gegen uns"), vor allem aber die neue Verteidigungsstrategie der USA, die bewusst militärische Mittel bis hin zum präventiven Einsatz von Massenvernichtungsmitteln einbezieht, deuten darauf hin, dass die US-Regierung mit ausgeprägtem Sendungsbewusstsein mittelfristig eine "Pax Americana" anstrebt.
Hintergrund: Biowaffen, Öl und Geopolitik - Ziele der Weltmacht am Golf [PolScr]

Michael T. Klare (Prof. für Friedensforschung und World Security Studies am Hampshire College): ZEITALTER DER US-HEGEMONIE  [LDM, 15.11.02]
"Mit der Verabschiedung der Irak-Resolution im UN-Sicherheitsrat haben die USA ihr wichtigstes Ziel nicht aufgegeben. Für den harten Kern der Bush-Rgierung steht ein Irakkrieg auch ohne expliziten UN-Beschluss nach wie vor auf der Tagesordnung. Die Cheney-Rumsfeld-Wolfowitz-Achse sieht ihn als Probelauf ihrer Strategie, Kriege gegen "Schurkenstaaten" als Teil des Feldzugs gegen den Terrorismus zu legitimieren. Langfristig jedoch verfolgen sie ein anderes Ziel: die globale Hegemonie der USA mittels einer neuen Generation von Hightech-Waffen abzusichern. Dazu gehört vor allem die Kontrolle der wichtigsten Ölförderregionen, die im Krisenfall durch schlagkräftige und hoch mobile Einsatztruppen geschützt werden sollen"

NIELS KADRITZKE: DIE USA, DIE RESOLUTION 1441 UND DAS VÖLKERRECHT
"Im September 2000 publizierte ein konservativer Thinktank im Auftrag von Richard Cheney, Donald Rumsfeld und Paul Wolfowitz eine Denkschrift mit dem Titel: "Grundlegendes zur Aufrechterhaltung der weltweiten US-Vorherrschaft".  In dem Dokument heißt es: "Die USA versuchen seit Jahrzehnten, eine dauerhaftere Rolle für die Sicherheit der Golfregion zu spielen. Der ungelöste Konflikt mit dem Irak liefert zwar die unmittelbare Rechtfertigung, aber die Notwendigkeit für eine massive Präsenz von US-Streitkräften am Golf ist ein Thema, das weitreichender ist als das Problem des Saddam-Hussein-Regimes" [Zitat aus: LDM,14.2.03]

  
Herfried Münkler (Prof. für Politikwissenschaften, Humboldt-Universität Berlin)
Wie Imperien funktionieren. Die Handlungslogik der USA und das Erstaunen ihrer früheren Bewunderer [FR,12.2.03]
Zu diesem Artikel nimmt Reinhard Merkel (Prof. für Strafrecht u.Rechtsphilosophie, Uni. Hamburg) kritisch Stellung: "Die „Handlungslogik von Imperien“ mag sich als Faktum so beschreiben lassen, wie Münkler es will. Als politische Anweisung ist sie in all ihrem „Realismus“ ein Unternehmen von gigantischer Irrationalität. Und sie ist es gerade deshalb, weil sie in der Substanz rechtlos ist. Der Krieg, den Amerika nun beginnen und in wenigen Tagen mit destruktiver Wucht führen und beenden will, wäre nicht nur ein Bruch des internationalen Rechts. Er wäre ein völkerrechtliches Verbrechen"  [aus: "Was Amerka aufs Spiel setzt", ZEIT, 13.3.03]
  
Rollback autokratischer
Regime

neue Sicherheitsdoktrin
Erstschlags-Konzept



Wer ist der Nächste? KOMMENTAR von Dietmar Ostermann [FR, 14.4.04]
In Irak wird nicht nur mit Waffen gekämpft. Das Zweistromland ist in diesen Tagen auch ein Schlachtfeld der Ideen. Gleich zwei neue Doktrinen US-amerikanischer Außenpolitik erleben ihre Uraufführung. Da ist die Vision von der Demokratisierung Arabiens und der Befriedung des Nahen Ostens durch eine Art Rollback autokratischer Regimes. Und seine Premiere erlebt das im vergangenen September mit der Vorlage der neuen Sicherheitsdoktrin zu offiziellen Ehren gekommene Erstschlags-Konzept.

  
USA als imperiale Schutzmacht Wie die "Pax Romana" das Römische Weltreich "befriedete", also Konflikte durch Macht und militärischer Gewalt eindämmte, so könnte eine positive Wirkung einer "Pax Americana" sein, dass die USA verstärkt die Funktion einer imperialen Schutzmacht oder "Weltpolizei" ausfüllen, unter deren Einfluss weitergehende Konflikte wirksam begrenzt oder verhindert werden können.
Mark Terkessidis (Dozent für Migrationsfragen, Uni. Köln): Konkurrent Europa.[taz, 1.3.03] "Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass der Krieg heute bei allen Regierungen wieder als reale Option erscheint, kann man an einer Unterstützung der Polarisierung zwischen Europa und den USA überhaupt kein Interesse haben. Um es zynisch zu sagen: Die militärische Vormacht der USA könnte auch ein Segen sein. Denn genau die verringert die Wahrscheinlichkeit noch folgenreicherer militärischer Auseinandersetzungen"
  
Pro / Contra:

USA als ordnende hegemoniale Macht
Karl Otto Hondrich (Prof. für Soziologie, Goethe-Universität Frankfurt a.M.).
Auf dem Weg zu einer Weltgewaltordnung. Der Irak-Krieg als Exempel: Ohne eine Hegemonialmacht kann es keinen Weltfrieden geben   [NZZ,22.3.03]

ihm widerspricht Gernot Böhme (Prof.für Philosophie, Universität Darmstadt):
Weltordnung durch Gewalt? Karl Otto Hondrich reitet mit dem Weltgeist - eine Entgegnung [NZZ, 1.4.03]

In dem Essay "Die ordnende Gewalt" [SPIEGEL 25/2003] bestärkt Karl Otto Hondrich seine Einschätzung, dass es der ordnenden weltweiten hegemonialen Macht der USA bedarf, um schwelende Konflikte im Zaum zu halten: "Was der Uno fehlt, haben die USA: wenn auch kein Weltgewaltmonopol, so doch die Führerschaft in einem Kartell der Waffenmächtigen. ...Auch ohne einen Ordnungswillen für das Ganze (der eher gefährlich werden kann) erfüllen sie, sei es unbeabsichtigt, eine zentrale Aufgabe aller Staatlichkeit: Gewalt dem freien Spiel der Kräfte zu entziehen und ruhig zu stellen - im Quasi-Weltstaat eine ungeheure Aufgabe. Weil niemand sonst sich ihr unterzieht, ist Weltgewaltordnung heute, notgedrungen, US-hegemonial."

  

Pax Europaea

ALFRED PFALLER ist leitender Redakteur der Zeitschrift "Internationale Politik und Gesellschaft".
Der taz-Artikel ist ein Auszug seines Aufsatzes, der in der Zeitschrift "Berliner Republik" 4/2003 erschienen ist.

Die durch keinen anderen Staat oder Organisation zu gewährleistende weltweite Schutzfunktion der USA stellt auch ALFRED PFALLER heraus in seiner Analyse: Pax Europaea: An der Übermacht der USA ist nicht zu rütteln. Europa sollte daher auf eine wohlwollende US-Hegemonie setzen - und daneben kooperative internationale Strukturen etablieren [taz, 1.8.03]. Pfaller sieht die zukünftige Entwicklung in der Bandbreite zwischen einem Positiv-Szenario (die USA kann als Hegemon mögliche Konflikte, z.B. zwischen Indien und Pakistan, kraft miltiärischem Drohpotenzial und politischem Einfluss eindämmen) und einem Negativ-Szenario (unilaterales imperiales Verhalten der USA verstärkt Widerstand und Ressentiments mit der Gefahr weiterer Aufrüstung und von Kriegen). Von der EU erhofft sich Pfaller eine vermittelnde "Pax Europaea", die mit strategischer Weitsicht kooperative Lösungen unter Einbindung der Hauptakteure USA, Russland und China anstrebt: "Die Amerikaner mögen fürs Erste ihre "imperiale" Politik weiter betreiben, leider kann sie niemand daran hindern. Gleichzeitig aber arbeitet Europa an einer "großen Koalition" der friedfertigen Staaten, die sich - vorzugsweise im Rahmen der UN - internationalen Ordnungsregeln unterwerfen und so eine Avantgarde bilden, die Anziehungskraft auf weitere Staaten ausübt. Für das hegemonial orientierte Amerika stellt dieser unoffensive "Ordnungsblock" keine Bedrohung dar. Vielmehr würde er, in dem Maße, wie er sich ausweitet, dazu beitragen, dass die Bedrohungsszenarien, gegen die sich Amerika wappnet, in den Hintergrund treten. Pax Americana und Pax Europaea würden zusammendriften."
   
Lob des Imperiums Der Publizist Michael Ruschky gelangt - ausgehend von einer Analyse vorherr-schender antiimperialer Stimmungen und Ressentiments gegen die US-Regierung zur Frage: "Worüber sie (die Anhänger dieses Antiimperialismus) selten oder gar keine Auskunft geben können: Was sie sich von der postamerikanischen Welt erhoffen - allzu deutlich bestimmt sie der einfache Hass auf Amerika, den großen Satan, die Hegemonialmacht. ...Was man sich jenseits davon wünschen könnte, die postamerikanische Utopie, wenn man eine Formel will, bleibt unklar."
Ruschky
erinnert an die Zerfallsprozesse einstiger Imperien und mahnt: "Was man über das Leben in den Ruinen eines Imperiums lesen kann, weckt keine Sehnsucht. Die Berichte über das postsowjetische Sowjetreich sind immer noch nahe und schrecklich genug, Hunger, Kälte, Angst; das Englische nennt die Zeit nach dem Zusammenbruch des Römischen Imperiums drastisch "The Dark Ages"."
Zum Volltext des Essays [taz, 16.4.03]
  
Pax Europaea  
These:

USA unfähig zur Gründung und Verwaltung eines Weltreiches

KLAUS KREIMEIER: Die Möchtegern-Imperialisten [taz, 30.4.03] Kreimeier knüpft an an den Artikel von Niall Ferguson (Prof. für Wirtschaftsgeschichte, Autor eines Bestsellers über Aufstieg und Niedergang des britischen Empires) für das aktuelle New-York-Times-Magazin "The Empire Slinks Back" und meint: "Nur eines können sie (die USA) nicht: Sie sind kulturell, historisch und konstitutionell unfähig, ein Weltreich zu gründen und zu verwalten. Die ganze Idee vom "new American century" ist Mumpitz....Eine Weltmacht, die ihre hegemonialen Pläne so kurzsichtig betreibt, ohne Ausdauer, Aufopferungsgeist und Neugier für die Kulturen, die sie unterwerfen will, kann in der Welt mehr Schaden anrichten, als dies früheren Imperien gelungen ist.".
  
Weltmacht USA:
folgt ein neuer Isolationismus?


Der französische Risikoanalyst Jean-Louis Terrier nennt die Vereinigten Staaten von Amerika unberechenbarer als den Sudan. Er sagt voraus, dass sich die Weltmacht künftig mehr auf sich selbst konzentrieren wird - schon aus wirtschaftlichen Gründen sei dies wahrscheinlich und notwendig    Volltext des Interviews [taz,31.3.03]
  
Weltmacht USA

Länder mit US-Stützpunkten
[Spiegel, Nr.12/17.3.03]
siehe auch: Greenpeace Grafik "Weltmacht USA"
Daten/ Infografiken im
Atlas der Globalisierung
Kap. "Hypermacht USA"
S.94-103
Im SPIEGEL-Titel "Die eingebildete Weltmacht" (Nr.12/17.3.03, S.116ff) wird die Frage gestellt: "Übernimmt sich die Amerika?"    Im Text wird die These vertreten: "Die Supermacht USA beginnt an der Krankheit aller Imperien in der Geschichte zu leiden: Selbstüberschätzung und Selbstüberforderung". Demzufolge wäre die einzig verbliebene Supermacht schon jetzt in einem Prozess der "Überdehnung" ihrer Herrschaft. Diese These unterstützt der französische Historiker und Demograf Emmanuel Todd in einem ausführlichen Interview (S.128ff) und in seinem neuen Buch (siehe unten: Literatur).
Im Interview "Letzte Zuckung der US-Macht" [taz, 28.6.03] bekräftigt Todd seine These vom Niedergang der USA infolge von wirtschaftlicher Krisenanfälligkeit und abnehmender Legitimät der Politik. Zur Person: Der Provokateur [taz, 28.6.03]
  

Titel: Pax Americana
Die neue Weltmacht
Spiegel Nr.17/19.4.03
Der SPIEGEL Nr.17/19.4.03 setzt sich in einer Titelgeschichte ausführlich mit der neuen Weltordnung einer Pax Americana auseinander. Im Hinblick auf den Irak-Konflikt wird die These vertreten, dass die US-Regierung hauptsächlich darauf zielt, den Irak als "Basislager zur Veränderung des Status quo im Nahen Osten" (S.20) zu nutzen. "Es geht zwar auch um Massenvernichtungswaffen, aber mehr noch um ein Exempel für andere Regime in der Nachbarschaft. Es geht auch um Öl, aber vor allem um eine Demonstration der Entschlossenheit, diese reiche, stagnierende, blutgetränkte Region neu zu orden" (S.20). Ausführlich geht der Spiegel ein auf die seit dem 11. September 2001 nach den Terroranschlägen stark gewandelte US-Außenpolitik, die allerdings seit ca. 1990 von konservativen Strategen im Umfeld von Wolfowitz, Pearl, Cheney, Rumsfeld konsequent vorbereitet wurde.
Ein weiterer Schwerpunkt ist das Verhältnis USA - Europa und - bezogen auf die Zukunft - das Verhältnis zu Russland, China, Indien und das Verhältnis dieser 5 Machtblöcke zueinander. Eine großformatige Infografik "Machkampf der fünf" (S.21) informiert über wichtige Macht-Indikatoren:

   
    Bruttoinlandprodukt
( BIP) in Mrd. €
Bevölkerung
in Millionen
Militärausgaben
in Mrd. €
strategische/
taktische Atomwaffen
USA
11188
290
357
10656
EU-25
11076
451
179
350/F    185/GB
Russland
352
143
72
ca. 10000
China
1315
1262
52
370
Indien
542
1016
16
60
EU 25: die jetzigen 15 Staaten der EU + die 10 neuen Staaten ab 2004

DIE ZEIT hat ab Nr.17/2003 die Serie "Neue Weltordnung" gestartet, in der Experten Antworten zu den Fragenkomplexen suchen

Nach dem Ende des Irakkrieges bleiben einige für die zukünftige Entwicklung grundlegende Fragen ungeklärt und gewinnen zunehmend an Bedeutung.

  • Wer regiert die Welt? Und nach welchen Regeln?
  • Rolle des Völkerrechts und der UNO? Muss das Völkerrecht angepasst und weiterentwickelt werden? Kann die UNO reformiert und gestärkt werden, so dass sie die ihr zugedachten Aufgaben auch tatsächlich erfüllen kann?
  • Alle Macht den USA? Gibt es überhaupt realistische Alternativen zu einer
    "Pax Americana"?
    Was haben die EU, Russland und China als Gegenentwurf zum Drang des US-Imperiums nach globaler Hegemonie anzubieten?
  • Wie kann die weitere Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, insbesondere von Atomwaffen, verhindert oder eingedämmt werden?
in der ZEIT-Serie
sind erschienen:




  1. Joseph S.Nye: Der ungeschickte Hegemon: Bushs Doktrin des Präventivkrieges ist richtig. Aber ohne die Vereinten Nationen hat sie keine Zukunft [Nr.17]
  2. Emanuell Todd: Die Schwäche der Sieger. Amerika degeneriert, Europa ist die kommende Macht [Nr.18]
  3. Dimitrij Trenin: Europa kann wieder Amerikas Partner werden. Aber dazu muss es das Imperium anerkennen [Nr.19]
  4. Charles A. Kupchan: Nicht nur einer wird gewinnen. Amerika gegen den Rest der Welt – das kann nicht gut gehen. Europa setzt dem Einfluss der Vereinigten Staaten Grenzen [Nr.22]
  5. Ulrich K.Preuß: Die UNeinigen Weltrichter. Amerika bleibt die „unverzichtbare Nation“ – bis regionale Bündnisse für Frieden sorgen können [Nr. 23]
  6. Amr Hamzawy: Der Lockruf der Freiheit. Mit Amerika für die Demokratie zu arbeiten gilt bei vielen Arabern nicht mehr als Verrat. Von lauten Hassparolen auf den Straßen sollte sich der Westen nicht länger Bange machen lassen [Nr.25]
  7. Anne-Marie Slaugther: Präzisionswaffe Völkerrecht.Die Demokratien müssen sich verbünden – zu einer neuen Kraft innerhalb der UN [Nr.28]
   
Literatur



Emmanuel Todd
: Weltmacht USA. Ein Nachruf
Piper (2003), EUR 13,00    Direktbestellung bei Amazon.de
Todd sagte 1976 in seinem Buch "Vor dem Sturz") den Zusammenbruch der Sowjetunion voraus. In seinem neuen Buch prophezeit er den Niedergang der Weltmacht USA: "Natürlich sind die USA immer noch die stärkste Macht der Welt, aber sie werden ihre Position als alleinige Supermacht verlieren. Es kann gut sein, dass schon die Expedition gegen den Irak die finanziellen Ressourcen der USA überfordert. Washington kann sich seinen gigantischen Miliärapparat auf Dauer nicht mehr leisten." (Zitat aus: Spiegel, Nr.12/17.3.03, S.139)
WARNFRIED DETTLING: Triumphaler Abgang.Emmanuel Todd hat einen fulminanten Nachruf auf die Weltmacht USA geschrieben. Er unterschätzt jedoch die große Dynamik der amerikanischen Gesellschaft und ihre Fähigkeit zur Selbstkorrektur [taz,15.4.03]
Die Schwäche der Sieger Amerika degeneriert, Europa ist die kommende Macht - der französische Historiker Emmanuel Todd über die Zukunft der transatlantischen Beziehungen [ZEIT, 24.4.03]

   



Ernst-Otto Czempiel: Weltpolitik im Umbruch. Die Pax Americana, der Terrorismus und die Zukunft der internationalen Beziehungen.
C. H. Beck Verlag, München 2002. 230 Seiten, 12,90 EUR
Rezension durch T. SPECKMANN: Das Klischee vom Cowboy. Der Politologe wirft Washington „rächende Gegengewalt“ vor. Dabei haben die Amerikaner ihre Lektion gelernt: Handle nie allein!  [Rheinischer Merkur]
"Dieses Buch, erschienen 1991, war ein Klassiker. Sein Fazit: Die Außenpolitik muss sich neuer Strategien bedienen. Dann kam der 11. September. Das Buch wurde neu geschrieben. Doch der Titel blieb: „Weltpolitik im Umbruch“. Seine These brauchte Ernst-Otto Czempiel nicht zu revidieren. Die Feuerbälle über New York und Washington gaben ihm Recht: Selten waren gesellschaftliche Akteure so tief in die internationale Politik eingedrungen. Auch Czempiels Fazit galt und gilt weiterhin: Der Westen muss neue Wege gehen, nicht zuletzt, um den „Krieg gegen den Terror“ zu gewinnen. "
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300 S., 19,50 €
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Peter Bender: Weltmacht Amerika. Das Neue Rom. Klett-Cotta, Stuttgart 2003;
In seiner Rezension [ZEIT 32/2003] spricht Stefan Rebenich vom "aufregenden Versuch, die imperiale Politik der USA mit der des römischen Weltreiches zu vergleichen", wobei Bender die These vom defensiven Imperialismus Roms (Theodor Mommsen/ Alfred Heuß) verfolge, der zufolge Sicherheitsstreben zu einer kontinuierlichen Ausdehnung des römischen Machtbereiches führte. Rebenich merkt jedoch kritisch an, dass Benders Analyse "die Träger dieser expansiven Politik und ihre jeweiligen Interessen" vernachlässige, und resümiert zum Schluss:
"Bender spricht nur von "Römern" und "Amerikanern". Divergierende militärische und politische Optionen, die im römischen wie im amerikanischen Senat von Falken und Tauben nicht nur vor dem 3. Punischen Krieg oder vor dem Irak-Krieg diskutiert wurden, finden keine Beachtung. Stattdessen werden die außenpolitischen Ziele, die einzelne römische Aristokraten verfolgten, kurzerhand mit den Zielen des Staates in eins gesetzt, und es wird die Fiktion einer "geschlossenen Führung" und "eines gehorsamen, disziplinierten Volkes" beschworen, die Rom groß gemacht hätten. Dieses anachronistische Bild der Römischen Republik ist nicht geeignet, die Konturen der amerikanischen Außenpolitik deutlicher hervortreten zu lassen."
  

Das US-Imperium ist dem Römischen Reich sehr ähnlich. Aber ist die Epoche der Globalisierung mit dieser hergebrachten Sorte Macht überhaupt verträglich? Eher schon ist das Imperium Americanum die Verkörperung der modernen Globalisierung

Kommentar/ Rezension
der Bücher rechts
/ von ROBERT MISIK

[taz, 7.10.03]


Michael Mann: "Die ohnmächtige Supermacht. Warum die USA die Welt nicht regieren können", 360 Seiten, Campus Verlag, Frankfurt a. M. 2003, 24,90 €
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Ulrich Speck/Natan Sznaider (Hg.): "Empire Amerika. Seitenperspektiven einer neuen Weltordnung", 280 Seiten, DVA, München 2003, 16,90 €
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Chalmers Johnson: "Der Selbstmord der amerikanischen Demokratie", 480 Seiten, Blessing, München 2003, 23 € , Direktbestellung bei Amazon.de

Thomas Atzert/Jost Müller (Hg.): "Kritik der Weltordnung. Globalisierung, Imperialismus, Empire", 142 Seiten, ID-Verlag, Berlin 2003, 14 €
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Peter Bender: "Weltmacht Amerika. Das neue Rom", 296 Seiten, Klett-Cotta, Stuttgart 2003, 19,50 € , Direktbestellung bei Amazon.de
(s.auch oben)
  


Stand 11.10.03/zgh

Themen:    Irak-Konflikt   Weltmacht USA/ Militär: Daten  

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