|
|
|
Kontakt | Haftungsausschluss |
|
|
|
|
|
Dossier | Fracking | |
Hintergrund | |
|
Was ist Fracking und wie funktionert es ? Mit "Fracking" (Kurzform für: Hydraulic_Fracturing) wird eine Fördermethode bezeichnet, mittels der Erdgas (auch Erdöl) aus bisher nicht zugänglichen tiefliegenden Gesteinsschichten (sog. "unkonventionelle" Vorkommen) gefördert werden kann. Zunächst wird eine vertikale Tiefbohrung auf das Niveau der Gesteinsschicht abgeteuft, die das Schiefergas enthält (Deutschland: 1100-5500 m). Auf diesem Niveau erfolgen dann diverse Horizontalbohrungen mit einer Länge von 600 m bis zu mehreren Kilometern. Bei "konventionellen" Erdgasvorkommen ist der Untergrund so durchlässig, dass das Gas von sich aus zur Förderbohrung strömt, bei "unkonventionellen" Vorkommen muss das Gestein erst aufgebrochen werden, damit es durchlässig für den Gasfluss wird. Dazu wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien (sog. "Frack-Fluid") unter sehr hohem Druck (bis zu 1000 bar) in die Bohrrohre gepresst, deren Wände im Bereich der Lagerstätten perforiert sind, damit das Frack-Fluid in das Gestein eindringen und umgekehrt das dadurch freigesetzte Gas in das Bohrsystem einströmen kann [1] . |
Großansicht/Daten |
Welche Risiken birgt Fracking? Um den Untergrund wenig zu belasten, wird möglichst viel Frack-Fluid wieder zurück an die Oberfläche gepumpt, was jedoch nur zum Teil gelingt, so dass Reste des Frack-Fluids im Untergrund verbleiben. Prinzipiell besteht also die Gefahr, dass Schadstoffe über lange Zeiträume aus dem Untergrund durch Risse aufsteigen bis in Grundwasser führende Schichten. Manche Geologen halten das jedoch für sehr unwahrscheinlich, weil nach ihrer Einschätzung die Kräfte fehlen, das Frack-Fluid aus der Tiefe in die oberen Grundwasser führenden Schichten zu drücken [2]. Unmittelbar problematisch ist vor allem das, was aus dem Untergrund zurück an die Oberfläche gepumpt wird (sog. "Flowback"): es besteht aus Lagerwasser, das Chemikalien aus dem Frack-Fluid sowie weitere aus dem Gestein herausgelöste Gefahrstoffe enthält, darunter auch natürliche radioaktive Substanzen, die ins Grund- und Trinkwasser sowie in Böden und damit in die Nahrungskette gelangen können, falls sie nicht ordnungsgemäß "entsorgt" werden oder infolge von Störfällen [3]. In den USA, wo Fracking schon einige Jahre in großem Umfang praktiziert wird, kam es wiederholt zu Kontaminationen [4] . |
Großansicht |
Welches Potenzial hat Fracking in Deutschland? Experten der BGR schätzen den Umfang der unkonventionellen Erdgas-Vorkommen auf 700 bis 2300 Mrd. Kubikmeter (Gm³). Zum Vergleich: bisherige konventionelle Vorkommen 130 Gm³; Erdgasproduktion 13 Gm³; Jahresverbrauch 83 Gm³. [5] Das Potenzial könnte also den Verbrauch etwa 8 bis 28 Jahre sichern. Allerdings ist die Bandbreite ohne weitere Forschungen und Testbohrungen nicht genauer eingrenzbar und es ist auch kaum abschätzbar, zu welchem Anteil das Potenzial tatsächlich technisch und wirtschaflich förderbar ist: Gemäß dem Gesetzentwurf der Bundesregierung sind Trinkwasserschutzgebiete (14 % der Fläche) ausgeschlossen und die übrigen Gebiete teils so dicht besiedelt, dass Fracking dort vermutlich nicht stattfinden wird, denn laut Gesetzentwurf ist in jedem Fall eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchzuführen, die eine Bügerbeteiligung vorschreibt. Da es schon jetzt in betroffenen Regionen erheblichen Widerstand gegen Fracking gibt, wird das Potenzial eher im unteren Bereich der Bandbreite liegen. |
Klimabilanz im Vergleich zu konventionellen Energiequellen: Im Vergleich zu konventionellem Erdgas verursachen die erhöhte Anzahl von Bohrungen und der energetische Zusatzaufwand für das Fracking mehr Treibhausgas (THG)- Emissionen. Hinzu kommt der Abtransport des Gases überwiegend per Tanklaster, weil sich Pipelines wegen der geringen Menge geförderten Gases pro Bohrloch nicht lohnen. Laut UBA entstehen bei der Förderung 0,5 bis 6 g CO2/kWh, ca. 0,2 bis 3 % der THG-Emissionen durch Verbrennen des Gases. Weitaus umfangreicher ist der THG-Ausstoß durch Entweichen von Methan (Hauptbestandteil von Erdgas): Bereits bei einer Leckage-Rate von 1,5 % entstehen rund 200 g CO2/kWh, mehr als beim Erdöl und bereits in der Nähe von günstig geförderter Steinkohle [6] . |
|
Pro und Contra Fracking:
Übliche Contra-Argumente sind [7] [9] :
|
|
Resümee: Es wird noch einige Jahrzehnte dauern bis zu einer Energieversorgung zu 100 % durch Erneuerbare Energien, so lange bietet Erdgas eine im Vergleich zu Erdöl und Kohle CO2-ärmere Energieart und sollte daher zu deren Ersatz verstärkt eingesetzt werden, auch im Verkehr für Erdgas-Motoren, weil sie 25 % CO2 einsparen gegenüber Benzin-Motoren. Aufgrund der Klimabilanz scheint Fracking-Gas aber weniger geeignet als konventionelles. Weitaus klimagünstiger - und das auf Dauer - ist die Einsparung von Erdgas durch energetische Gebäudesanierung und ggf. die Erzeugung von Wasserstoff- oder Erdgas mittels Power-to-Gas. Aus dem Prinzip der Nachhaltigkeit folgt insbesondere, dass gemäß dem Vorsorgeprinzip im Sinne der Generationengerechtigkeit nicht ohne Not langfristige Risiken eingegangen werden dürfen, nur um kurz- bis mittelfristige - meist zudem fragwürdige - Vorteile zu erlangen, wie es die Pro-Argumente implizieren, während die Contra-Argumente eher auf eine langfristig nachhaltige Entwicklung orientieren. Die USA zeigen leider wieder einmal, was nicht nachhaltig ist: Der durch Fracking ausgelöste Erdgas- und Ölboom erzeugt eine Energieschwemme, die Investitionen in die Energiewende unrentabel werden lassen und sie dadurch ausbremsen. Wenn die Quellen irgendwann versiegen, stehen die USA wie zuvor vor dem Problem, eine auf fossile und nukleare Energien basierende nicht zukunftsfähige Energieinfrastruktur zu haben. Zurück bleiben mehr oder weniger durch Fracking verseuchte Gebiete. Statt diese nichtnachhaltige Entwicklung nachzuahmen sollten Deutschland und Europa die vom WBGU skizzierte "Große Transformation" umsetzen, also möglichst zügig die Dekabonisierung der Energieversorgung vorantreiben statt sie durch Fracking zu verzögern. |
|
Aktuelles / Archiv | |
Presse-/ Medien- Datenbank |
Die Presse-/Medienbeiträge (Tages-, Wochenzeitungen, Monatszeitschriften und Online-Medien sowie Infos aus Newslettern von Umweltverbänden und NGOs) bieten vielfältige aktuelle und Hintergrund-Informationen. Alle Datenbank-Einträge zum Thema "Fracking": |
Jahrgang: |
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Beliebige Suchbegriffe können recherchiert werden durch direkte Eingabe in die Maske oben auf der Startseite zum Archiv. |
Radio- und Fernseh- Sendungen |
Der Radio- und Fernseh-Sendungen bieten vielfältige aktuelle und Hintergrund-Informationen: => Programm-Vorschau Beliebige Suchbegriffe können recherchiert werden durch direkte Eingabe in die Maske oben auf der Startseite zum Archiv. |
|
|
Flüssigerdgas (LNG) Lieferländer EU28 2020 24.02.22 (2107) |
Statista: Wo die EU ihr Flüssiggas bezieht Als Folge des Kriegs Russlands gegen die Ukraine wird wahrscheinlich der Erdgasexport aus Russland nach Europa sinken. Die Erdgas-Lücke soll teils durch verstärkten Import von Flüssigerdgas (LNG) kompensiert werden (↗). Vor diesem Intergrund sind in der Weltkarte die Importströme von LNG nach Europa 2020 eingezeichnet (in Gm³): 〈QA 27,1 US 22,5 RU 17,1 NG 12,5 DZ 8,0 NO 4,0 GQ 1,2 AO 1,0 EG 0,4 PE 0,4 AR 0,2〉. Der Anteil Russlands (17,1%) müsste, zusätzlich zum Pipeline-Erdgas, durch erhöhten Import aus den anderen Ländern kompensiert werden. LNG hat jedoch Nachteile: 1) Deutschland hat kein eigenes LNG-Terminal; 2) LNG (z.B. aus Fracking) ist viel klimaschädlicher als normales Erdgas (↗) Quelle: BGR (pdf) Statista: Infotext Infografik
|
|
Pipeline-Erdgas DE 2019 19.01.21 (1844) |
Statista: Die Hälfte des Pipeline-Gases kommt aus Russland Im Jahr 2019 wurden 94% des in Deutschland verbrauchten Erdgases importiert, über die Hälfte aus Russland, das außerdem auch bei Kohle und Erdöl (➔) der Hauptlieferant ist. Die fast fertiggestellte Gaspipeline Nord Stream 2 würde vermutlich die Energieabhängigkeit von Russland weiter erhöhen. Die US-Regierung hat am 19.01.21 bekräftigt, Nord Stream 2 weiter durch Sanktionen zu stoppen (↗), wohl auch um selbst Flüssigerdgas (LNG aus Fracking) nach Europa liefern zu können. Aus diesem Anlass zeigt die Grafik den Anteil der Top-Lieferländer von Erdgas nach Deutschland über Pipelines im Jahr 2019 (in %). ➊ Russland 50,7 ➋ Norwegen 25,4 ➌ Niederlande 21,4 ➍ übriges Europa 2,6. Quelle: AGEB, BP Statista: Infotext Infografik | Serie
|
|
Ölpreis Welt 1970-2019 07.02.20 (1617) |
dpa-Globus 13726: Der Ölpreis 1970 bis 2019 Die Kurve zeigt die Entwicklung des Ölpreises für ein Barrel OPEC-Rohöl in US-Dollar ($) im Jahresdurchschnitt von 1970|1,67 bis 2019|64,04. Markante Punkte: Allzeithoch: 2012|109,45, Allzeittief seit 1976: 1998|12,28; letztes Zwischentief: 2016|40,76. ƵR In der Infografik sind 12 herausragende Ereignisse (u.a. Konflikte, Kriege, Terroranschläge) notiert, die den Ölpreis seit 1970 maßgeblich beeinflusst haben. Der Preisverfall seit dem Allzeithoch 2012 beruhte vor allem auf hohem Ölangebot, u.a. verursacht durch den Fracking-Boom in den USA und dem EE-Ausbau bei eher leicht schwankender, teils sogar rückgängiger Nachfrage. Anfang 2017 beschlossen die OPEC und verbündete Ölstaaten (u.a. Russland), ihre Ölförderung zu drosseln, um das tendenzielle Überangebot zu dämpfen. Der Ölpreis stieg in der Folge etwas auf 2018|69,78, sank dann aber wieder durch ein hohes Ölangebot bei verhaltener Nachfrage auf zuletzt 2019|64,04. Quelle: Opec | Infografik | Serie | Zeitreihe
|
|
|
|
Jahrgang: | 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 |
|
|
WEO-2014 12.11.14 (114) |
IEA: World Energy Outlook 2014 Jährlich im November veröffentlicht die IEA ihren "World Energy Outlook" (WEO), eine umfangreiche Datensammlung zur Entwicklung der Primärenergieträger in der Vergangenheit sowie Prognosen, in diesem Jahr erstmals bis zum Jahr 2040, samt daraus sich ergebender Konsequenzen für die Versorgungssicherheit sowie den Umwelt- und Klimaschutz. Erfasst werden die nicht regenerierbaren Energiequellen (Öl, Kohle, Gas, Atomkraft) und einige der regenerierbaren (Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Biomasse) im Hinblick auf Energienachfrage und - angebot sowie Energiehandel und Investitionen in Infrastruktur. 2014 zählen u.a. die Gas- und Ölschwemme, verursacht durch Fracking in den USA, zu den Schwerpunktthemen. Aus diesem Datenpool werden ergänzend diverse Statistitiken zu den energiebedingten CO2-Emissionen abgeleitet. Zunehmend werden auch Aspekte wie Energieverteuerung und Folgen der Klimaerwärmung analysiert. Wie schon in den letzten Jahren sieht die IEA die Risiken wachsen, dass das 2°C-Ziel weit verfehlt wird und schlägt deshalb verschiedene Maßnahmen zum drastischen Reduktion der Treibhausgas-Emissionen vor. Informationen: Überblick/ Inhaltsverzeichnis/ Bestellung / Presse-Präsentation Download: Pressepräsentation mit den zentralen Aussagen und Infografiken [pdf]
|
|
Fracking DE 2013 31.05.13 (128) |
SRU: Fracking zur Schiefergasgewinnung: Ein Beitrag zur energie- und umweltpolitischen Bewertung In seiner Stellungnahme hält der Umweltrat (SRU) Fracking im Hinblick auf die Energiewende für entbehrlich. Aus Vorsorgegründen und wegen noch nicht vollens geklärter Umweltwirkungen sollte Fracking nicht kommerziell eingesetzt werden, zumal kein nennenswerter Beitrag zur Versorgungssicherheit und Preissenkung zu erwarten sei, da die heimischen Potenziale, die unter angemessenen Umweltauflagen rentabel förderbar wären, gering seien. Allerdings sollte Fracking weiter in Pilotvorhaben erforscht werden, um seine Umweltrisiken genauer abschätzen zu können. Pressemitteilung Download (pdf)
|
|
Fossile Energien EWG-2013 26.03.13 (113) |
Energy Watch Group: Fossile und nukleare Brennstoffe - die künftige Versorgungssituation Während die IEA in ihrem WEO 2012 eine weitere Ausweitung der Förderung bei Erdöl und Erdgas aufgrund neuer Fördermethoden wie Fracking für realistisch hält, prognostiziert die Energy Watch Group (EWG) in ihrer neuen Studie das baldige Überschreiten des Fördermaximums (Peak) und danach das schnelle Absinken. Download: Presseerklärung Präsentation Kurzfassung (1,5 MB) Langfassung (4,2 MB)
|
|
|
|
Jahrgang: | 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 |
interne Links | |
|
|
externe Links | |
Wikipedia | Hydraulic_Fracturing |
Umweltbundesamt | Seite zu Fracking mit Informationen und Download-Angeboten |
BGR | Fakenblatt zum Fracking [9 MB, 25.10.12] |
[W] wie Wissen | Giftige Gasgewinnung: "Fracking". Lagerstättenwasser und Fracking-Chemikalien gefähreden die Umwelt [23.09.12] |
Anmerkungen | |
Anmerkungen werden im obigen Text durch
[n] markiert, wobei n eine interne Nummer ist, die der zeitlichen Reihenfolge der Einführung der Anmerkungen [1], [2], [3], ..., folgt, die im Zuge von Ergänzungen abweichen kann von der Reihenfolge im Text. Durch einen Klick auf [n] gelangt man an die Textstelle der Anmerkung. Bei sich möglicherweise verändernden Quellen (Websites) wird das Datum des Zugriffs (Z TT.MM.JJ) notiert, ansonsten das interne Datum [TT.MM.JJ] der jeweiligen Quelle, sofern vorhanden. |
|
[1] | Eine ausführliche Erläuterung des Frackings mit Infografiken in: UBA-Stellungnahme: Einschätzung der Schiefergasförderung in Deutschland [Stand: Dez.2011] |
[2] |
Z.B. Prof. Dr. Martin Sauter von der Uni Göttingen, s. WiWo Nr.10/4.3.13, S.94, Abschnitt: Wie gefährlich ist Fracking? Oder im Interview "Fracking - Was ist das?" [Radio Bremen 4.5.12]. Prof. Sauter ist Mitglied im Expertenkreis des Informations- und Dialogprozesses zum Fracking von ExxonMobil. Der BGR vertritt ähnliche Positionen, s.Stellungnahme zum UBA-Gutachten [01.10.12] |
[3] | Ausführliche Anlayse im UBA-Gutachten: Umweltauswirkungen von Fracking [Aug. 2012] |
[4] | Der vielfach ausgezeichnete Film "Gasland" und der auf der Berlinale 2013 gezeigte Film "Promised Land" bieten kritisches Anschauungsmaterial aus einer starken Contra-Fracking-Position. |
[5] | Daten aus einem Interview mit Volker Steinbach (Leiter der BGR-Rohstoffabteilung) [DLF 5.2.13] |
[6] | s. [1]: UBA-Stellungnahme: Einschätzung der Schiefergasförderung in Deutschland [Stand: Dez.2011] |
[7] | Fracking-Argumente pro und contra [WAZ 13.07.11] |
[8] | Interview mit Joachim Pfeiffer [DLF 27.2.13] und Volker Steinbach [DLF 5.2.13] |
[9] | Z.B: Interview mit Ulrich Kelber [DLF 27.2.13] und Oliver Krischer [DLF 27.2.13] |
|
|||
Stand: 05.03.13/zgh |
|
|
||||||||||||||||||||||
|
|
|
||||||||||||||||||||
|
Kontakt | über uns | Impressum | Haftungsausschluss | Copyright © 1999 - 2024 Agenda 21 Treffpunkt |